Die Ausstellung Oh, Clock! ist ab dem 22. März 2025 im Ludwig Forum in Aachen zu sehen. Oh, Clock! ist die erste große Einzelausstellung der New Yorker Malerin Amy Sillman (geboren 1955 in Detroit) in Deutschland.
Abb.oben: Amy Sillman. Oh, Clock!, exhibition view Ludwig Forum Aachen, 2025, Foto: Mareike Tocha.
Ausgehend von ihrer langjährigen Auseinandersetzung mit der Malerei und ihrer Geschichte, sowohl auf als auch außerhalb der Leinwand, bietet die Ausstellung einen umfassenden Einblick in die vielseitigen und hybriden Kunstsysteme der Künstlerin.
Oh, Clock! is composed of two parts: Part one of the exhibition features a focused selection of Sillman’s work from the past decade, including twenty-four paintings, more than three hundred drawings, prints and collages, several large installations, and digital animations. The second part is a curatorial project by the artist, featuring hand-painted walls intervening diagonally in exhibition rooms, hung with dozens of works chosen from the Ludwig Collection in Aachen.
Seit den frühen 1990er Jahren erforscht Sillman die Malerei mit Hilfe von Material- und Konzeptuntersuchungen. Sie nimmt Anleihen bei der Cut-and-Paste-Poetik, der Logik von Büchern und Filmen und von der Musik inspirierten Techniken wie der Improvisation und der Verwendung einer Partitur als eine Art Gebrauchsanweisung. Ihre künstlerische Entwicklung wurde durch den Kontext des New York der 1970er Jahre und die künstlerischen Untersuchungen dieser Zeit zwischen dem Visuellen und dem Verbalen sowie zwischen persönlichen und politischen Formen des kritischen Denkens geprägt.
Statt sich an einer oberflächlichen Kritik der Malerei als „kommerzielles“ Medium zu orientieren, orientierte sich Sillman an Vorgängern, die experimentelle Formen in Kunst, Philosophie, Poesie und Film verfolgten. Gleichzeitig ist die Künstlerin seit jeher eng mit der historischen Tradition der Abstraktion verbunden, etwa mit den Schriften von Gertrude Stein oder den Animationen von Robert Breer.
In ihrem Werk dienen Künstler wie Philip Guston, Lee Krasner, Joan Mitchell, Eva Hesse, Nancy Spero, Elizabeth Murray, Ida Applebroog und Jack Whitten weiterhin als zentrale Bezugspunkte für ihr Denken. Wie die Kunsthistorikerin Jenny Nachtigall in ihrem Essay im Ausstellungskatalog schreibt, bewegen sich ihre Zeichnungen und Gemälde „im Grenzbereich zwischen Wort und Bild, Abstraktion und Ausdruck, Bedeutung und Gefühl“. Sillmans malerische Gesten verhandeln feste Kategorien und Momente der Ambivalenz, der Zerbrechlichkeit, des Affekts und des Zweifels.
Der Titel Oh, Clock! bezieht sich auf Sillmans langjähriges Interesse an der Erforschung der Malerei als zeitbasiertes Medium. Die großformatigen Leinwände werden sowohl intuitiv als auch analytisch über lange Zeiträume von bis zu einem Jahr konstruiert, in denen sie wiederholt gezeichnet, zerstört und schließlich Schicht für Schicht überarbeitet werden.
„Es gibt eine Zeit in den Bildern – die Zeit ihrer Entstehung, die dem Betrachter weitgehend verborgen bleibt. Ich mag es, die unteren Schichten freizulegen, um darüber nachzudenken, wie die Zeit in sie eingewickelt ist“, erklärt die Künstlerin.
Aufgerollte Zeichnungen zeichnen Sillmans Prozess von einem Moment zum anderen nach; sie nutzt mechanische Mittel – Animation und Druck -, um zeitliche Inszenierungen in der Architektur zu schaffen. Temporary Object (2023-25), das im Foyer der Ausstellung auf einem langen Regal zu sehen ist, zeigt anhand einer Reihe von gedruckten Diagrammen die vielen Veränderungen, die während der Entstehung eines einzigen Gemäldes stattgefunden haben, ohne das endgültige Gemälde selbst zu zeigen.
In Untitled (Frieze for Venice) (2021) ordnet Sillman die Zeit in einem choreografierten, raumfüllenden Zyklus von Arbeiten, die im Laufe von zwei Jahren entstanden sind. „Ich schneide, zerstöre, überspiele, lösche, füge hinzu, kratze, bringe zurück, setze fort, drehe um. Das Digitale gab mir ein nützliches Werkzeug in die Hand, mit dem ich sowohl vorwärts als auch rückwärts in der Zeit gehen konnte … nicht nur akkumulativ vorwärts wie bei einer gemalten Oberfläche.“ Der Betrachter der Ausstellung Oh, Clock! findet sich in einem „endlosen Zyklus einer Zeitspirale“ wieder, wie die Kunsthistorikerin Julia Bryan-Wilson bemerkt; es ist ein Zyklus, in dem Sillman die Geschichte der Malerei endlos erweitert und neu zusammensetzt.
WANN?
Ausstellungsdaten: Samstag, 22. März bis Sonntag, 31. August 2025
Öffnungszeiten:
Di-So 10-17 Uhr
Do 10-20 Uhr
Montag geschlossen
WO?
Ludwig Forum Aachen,
Jülicher Straße 97–109
52070 Aachen