Mit der Ausstellung »Islands of Utopia« startet die erste Phase der Gründung des musuku – Museum der Subkulturen. Die Ausstellung findet vom 25.09. bis 05.10.2019 als Pioniernutzung im Haus der Statistik am Alexanderplatz statt, einem geschichtsträchtigen verlassenen Ort, mitten im Zentrum Berlins.
Abb. oben: Allesandersplatz, Foto: Chris Keller
Die Ausstellung erzählt von Subkulturen und Gemeinschaften, die vom Wasser aus neue Spielräume ausloten. Forderte der französische Soziologe Henri Lefebvre 1968 in seinem gleichnamigen Buch das »Recht auf Stadt«, so heißt es heute auch »Reclaim the Water«. Ein Museum der Subkulturen für Berlin Berlin gilt neben London und New York als eine der Geburtsstätten der Subkultur. Gerade in ihrer wechselvollen jüngeren Geschichte haben die Subkulturen mit ihrem kreativen, innovativen und oft auch widerständigen Potenzial der Stadt wichtige Impulse geliefert. Sie stellen die Frage nach der Möglichkeit eines anderen, besseren Lebens, sind Schulen der Toleranz und Advokaten der Vielfalt. Das musuku soll die enorme Relevanz der Subkulturen widerspiegeln und ihren Narrativen einen Raum geben, ein Ort des Experimentierens und der Diskurse sein und zugleich eine Botschaft der Subkulturen in der für sie zunehmend schwerer zu bespielenden Innenstadt.
Das Haus der Statistik am »Allesandersplatz«
In zentralster Lage in Berlin Mitte wird ein Leerstand umgedeutet und mit neuem Sound gefüllt. Der Stahlbetonbau der 70er Jahre war lange der zentralste verlassene Ort Berlins – bis eine Allianz engagierter Künstler, Architekten, Kulturschaffender und Politiker 2015 die bisherigen Pläne für den Verkauf an Investoren und den geplante Abriss verhinderte. Damit wurde der Weg für eine Gemeinwohl orientierte Entwicklung auf dem Areal frei. Es entstehen Raum für Kunst, Kultur, Soziales und Bildung, bezahlbares Wohnen sowie ein neues Rathaus für Mitte und Verwaltungsnutzungen. Die Pioniernutzungen sind die ersten Aktivierungen der Räume und eine einmalige Gelegenheit, dieses spannende Haus zu erkunden, das die meisten bislang nur von außen kennen.
Die Ausstellung »Islands of Utopia«
Immer wieder haben sich Freigeister, Rebellen und Künstler aufs Wasser begeben, um dort nach neuen Möglichkeiten und Ausdrucksmitteln zu suchen, die sie an Land so nicht finden konnten oder die ihnen dort aufgrund von Besitzverhältnissen oder Gesetzeslagen verwehrt worden sind. Der zunehmende Platzmangel bei gleichzeitiger Teuerung und das Verschwinden von Freiräumen in den Städten hat die Wahrnehmung befördert, dass auch die Gewässer als öffentlicher Raum zu begreifen sind und somit eine Option auf Erweiterung des Lebensraums darstellen. Die Fotoausstellung zeigt internationale und Berliner Projekte und erzählt von Verdrängung wie auch von Ermächtigung. Themen sind u.a.:
> Swimming Cities in Fotografien von Tod Seelie
Die Swimming Cities sind phantastisch anmutende Flöße, konstruiert von einer Gruppe von Künstlern, Handwerkern und Seeleuten um die New Yorker Künstlerin Swoon. 2008 befahren sie damit den Hudson River und entern 2009 die Biennale in Venedig.
> Sausalito Houseboats in Fotografien von Nicole Strasser
Die Hausboote in Sausalito, die sich bereits seit den 50er Jahren in der San Francisco Bay behaupten und allen Verdrängungsversuchen getrotzt haben, bilden trotz aller Gegensätzlichkeit der Bewohner eine erstaunlich gut funktionierende Gemeinschaft. > Rummelsburger Bucht in Fotografien von Saskia Uppenkamp Eine Portraitserie zeigt Bewohner der Flöße und Boote in der Rummelsburger Bucht in Berlin, einem der letzten Freiräume der Stadt, und hinterfragt ihre Situation angesichts neuer Verbote und Reglementierungen.
> Initiative Flussbad Berlin in Fotos und Visualisierungen
Die Initiative Flussbad Berlin führt uns mitten in die Innenstadt und berichtet davon, wie ein anfangs als völlig unrealistisch eingeschätztes Vorhaben zu einem der visionärsten Projekte der Stadtgesellschaft wird.
WANN?
25.09. bis 05.10.2019, täglich 12:00 – 21:00 Uhr, an Veranstaltungstagen länger
WO?
Haus der Statistik, Otto-Braun-Straße 70–72, am Alexanderplatz, Berlin-Mitte
KOSTET?
Eintritt frei
Veranstaltungsprogramm
Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm vertieft und erweitert den Themenraum der Ausstellung:
26.09. 2019
19 Uhr
— Artist Talk: Max Dax und Tod Seelie Der Publizist und Journalist Max Dax im Gespräch mit dem Fotografen Tod Seelie über die Entstehung und die abenteuerlichen Reisen der »Swimming Cities« 20 Uhr
— Konzert: Oddlab präsentiert – Keller & Solter Atlantis is rising Keller und Solter interpretieren Emanuel Stockelborns Vision über den Wiederaufstieg eines neuen Atlantis
28. 09. 2019
20 Uhr
— Buchvorstellung: Friedrich von Borries + Benjamin Kasten Stadt der Zukunft – Wege in die Globalopolis (S. Fischer) Moderation: Maria-Christina Piwowarski, Ludwig Lohmann (blauschwarzberlin) Der Architekt Friedrich von Borries und der Stadtplaner Benjamin Kasten entwerfen das Bild einer Stadt der Zukunft, die ökologischer und gerechter ist als die Stadt der Gegenwart. Anhand von Beispielen aus Architektur, Stadtplanung, Kunst und Design zeigen die Autoren, wo Aspekte dieser Zukunft schon jetzt erprobt werden: Von vertikalen Wäldern über unterirdische Plantagen, Selbstausbauhäuser und transnationale Grenzstädte bis hin zur Hochstraße in Seoul, die zum Park umgewidmet wurde. Ihre Darstellung ist gleichermaßen kritisch und kreativ, analytisch und visionär.
29. 09. 2019
15 Uhr
— Vortragsreihe Reclaim the Water!
15 Uhr
Jan Edler, Mitbegründer der Initiative Flussbad Berlin über das Stadtentwicklungsprojekt zur Reaktivierung des seit über 100 Jahren weitgehend ungenutzten Spreekanals im Herzen des historischen Berlins
16 Uhr
Claudius Schulze von Spree:publik über die Situation in der Rummelsburger Bucht und sein Atelierboot »Die Eroberung des Unwahrscheinlichen« 17 Uhr: Maciej Markowicz über sein Projekt »Moving Camera – nonprofit foundation and floating photographic platform«, eine überdimensionale Lochkamera in Form eines Bootes, mit dem er Europa bereist hat und mit dem er im Zuge der Ausstellung auch Touren in Berlin anbieten wird
05. 10. 2019
20 Uhr
— Finissage