Auch 2020 findet, bereits zum 9. Mal, im ganzen Monat Oktober der EMOP Berlin – European Month of Photography statt (01.10.-31.10.2020). In diesem Monat laden über 100 Galerien, Museen und Kulturinstitutionen dazu ein, den Facettenreichtum des Mediums Fotografie zu entdecken.
Ausstellungshighlights des Fotofestivals
– die revolutionäre Solo-Show Hagiographie Biorobotica von Andreas Mühe, ab 9. Oktober in der St. Matthäus-Kirche in Tiergarten (Matthäikirchplatz am Kulturforum)
– die schonungslose Ausstellung Palermo und der Kampf gegen die Mafia der legendären
Fotografin Letizia Battaglia, bereits ab 24. September im Italienischen Kulturinstitut
– einzigartige zeitgeschichtliche Dokumente in Der Proletarische Blick, Arbeiterfotografie der
1920er Jahre, ab 1. Oktober im Bröhan Museum
Traditionell startet der Festivalmonat mit den EMOP Opening Days. Vom 1. bis 4. Oktober finden unter dem Titel “Die Fotografie zwischen Kunst, Politik und Massenmedium” verschiedene Panels, Talks und Diskussions-Veranstaltungen zu aktuellen Themen in der Akademie der Künste am Pariser Platz statt:
Die Zukunft der Fotografie-Ausbildung: Wie sieht die Ausbildung für zeitgenössische Fotografie aus? Wie positionieren sich die wichtigsten europäischen Ausbildungszentren?
Panel mit Tina Bara (Fotografin, Professorin HGB Leipzig), Ann-Christin Bertrand (ECAL Lausanne, Kuratorin), Marta Gili (Direktorin ENSP, Arles), Timothy Persons (Galerie Persons Project, Berlin), Linn Schröder (Ostkreuz-Fotografin, Professorin HAW Hamburg, Ostkreuzschule), Frank Schumacher (Lette Verein, Berlin).
Die Fotografie und die Institutionen: Braucht Deutschland ein nationales Institut für Fotografie?
Welche Rolle spielen Museen, Galerien etc.?
Keynote: Thomas Weski (Kurator, Stiftung Fotografie und Medienkunst mit Archiv Michael Schmidt, Berlin); Panel mit Simone Klein (Gutachterin für Fotografie und Art Advisor, Köln), Robert Morat (Robert Morat Galerie, Berlin), Kito Nedo (Freier Journalist, Berlin), Anne Schwanz (Galerie Office Impart, Berlin), Thomas Seelig (Museum Folkwang, Essen).
Fotografie zwischen Kunst und Massenmedium: Diskussionsforum über aktuelle ästhetische Entwicklungen der Fotografie aus kuratorischer und medien-theoretischer Sicht.
Mit Jörg Colberg (Fotoblog “Conscientious”, USA), Florian Ebner (Centre Pompidou, Paris), Anika Meier (Kunstwissenschaftlerin und freie Autorin, Berlin), Kathrin Peters (Professorin für Geschichte und Theorie der visuellen Kultur, UdK, Berlin), Ingo Taubhorn (Kurator Deichtorhallen, Hamburg).
Das Jahr 1990. Die neue (und die alte) Zeit festhalten.
Panel mit Florian Ebner (Centre Pompidou, Paris), Anna-Beata Bohdziewicz (Fotografin, Warschau), Ute Mahler (Fotografin, Mitbegründerin Ostkreuz-Agentur, Berlin), Arwed Messmer (Fotograf, Potsdam), Iren Stehli (Fotografin, Prag), Jan Wenzel (Verleger, Hrsg. “Das Jahr 1990 freilegen”, Leipzig).
Künstlerinnen-Gespräch
mit Stefanie Moshammer (Künstlerin und Fotografin, Wien) und Johann König (König Galerie, Berlin)
Filmprogramm der EMOP Opening Days
Im Rahmen der EMOP Opening Days wird auch ein Fotofilm-Programm mit seltenen „Leckerbissen“ angeboten. Das Genre Fotofilm basiert auf unbewegten Bildern, die in der Montage als Bewegung wahrgenommen werden und sich zu einer Erzählung fügen, die ebenso fiktional wie dokumentarisch sein kann. Oft in Verbindung mit einem Kommentar gewinnen die Fotografien einen neuen Kontext. So in Jutta Brückners Tue recht und scheue niemand, in dem die Familienbilder, begleitet vom Monolog ihrer Mutter, durch Arbeiten u. a. von August Sander und Abisag Tüllmann eine überindividuelle Erweiterung erfahren. Agnès Varda hingegen benutzt für Salut les Cubains ausschließlich eigene Aufnahmen, die während einer KubaReise 1963 entstanden sind. Das Warten von Peter Nestler beschreibt die Vorgänge um ein Grubenunglück in den 1930er-Jahren in Schlesien. Gleich drei Filme setzen sich mit der ehemaligen DDR auseinander: Helke Misselwitz unterlief den Auftrag zu einem Jubiläumsfilm, indem sie in 35 Fotos ein eindringliches Porträt einer Frau zeigt, deren Individualität jedoch nicht dem offiziellen Frauenbild entsprach. Die Fotografin Tina Bara unternimmt in Lange Weile anhand ihres Archivs eine Reise durch die 1980er-Jahre, als sich viele in parallele Leben zurückzogen. In Radfahrer rekonstruiert Marc Thümmler die Interpretationen der Fotos von Harald Hauswald seitens der Stasi. Die Hinterlassenschaften der Roten Armee am Standort Wünsdorf dokumentiert Elfi Mikesch. Sichtbar wird eine Stadt, in der die Hierarchie der militärischen Rangordnung genauso deutlich wird, wie die Liebe zur Kultur.
Folgende Filme laufen im LOOP:
Chris Marker La Jetée (F 1962), 28 min
Agnès Varda Salut les Cubains (F 1963), 30 min
Jutta Brückner Tue recht und scheue niemand – Das Leben der Gerda Siepenbrink (1975), 65 min
Helke Misselwitz 35 Fotos – Bilder aus einem Familienalbum (1988), 7 min
Peter Nestler Das Warten (Väntan) (1985), 6 min
Marc Thümmler Radfahrer (2008), 27 min
Tina Bara Lange Weile (2017), 60 min
Elfi Mikesch Wünsdorf (2020), 32 min
Die Filme werden zweimal täglich zwischen 11:00 und 19.30 Uhr in der Black Box am Pariser Platz gezeigt, am 1. Oktober dreimal täglich zwischen 12:00 und 24:00 Uhr. Der Eintritt ist frei und der Zugang, je nach verfügbaren Plätzen und unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen, jederzeit möglich.
Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Veranstaltungen rund um die zentrale Ausstellung KONTINENT – Auf der Suche nach Europa in der Akademie der Künste am Pariser Platz. Führungen der Künstler*innen, Gesprächsrunden sowie Artist- und BookTalks bieten spannende Einblicke in die fotografische Auseinandersetzung der 23 Mitglieder von OSTKREUZ – Agentur der Fotografen mit der europäischen Gegenwart.
Berlin, 1945–2000: A Photographic Subject, in den Reinbeckhallen
Die Stifung Reinbeckhallen Sammlung für Gegenwartskunst präsentiert vom 18. September 2020 bis 24. Januar 2021 die von Candice M. Hamelin kuratierte Ausstellung »Berlin, 1945–2000: A Photographic Subject«. Sie agiert auch als Teil des EMOP Berlin – European Month of Photography im Oktober 2020.
Die Ausstellung untersucht, auf welche Weise deutsche und internationale Fotograf*innen Berlin zwischen den unmittelbaren Nachkriegsjahren und dem Ende des 20. Jahrhunderts fotografierten. Sie umfasst Fotografien und Fotoserien von 23 Fotograf*innen, die Berlin zu ihrem Sujet und mitunter auch zur Inspiration für ihr Werk gemacht haben. Mehr dazu in diesem Beitrag.
Ruth & Lotte Jacobi, im Willy-Brandt-Haus
Zu sehen ist das fotografische Werk der beiden Schwestern aus einer der ältesten Fotograf*innen-Familien im Deutschland der Vorkriegszeit. Während Lotte Jacobi als Repräsentantin der Neuen Fotografie bereits in den 1920ern mit ihren Porträts unter anderem von Albert Einstein, Käthe Kollwitz, Lotte Lenya oder Klaus und Erika Mann berühmt wurde, ist das Werk ihrer Schwester Ruth bis heute weitgehend unbekannt; es umfasst Porträts, Stillleben, Reportage-, Reise-, Pflanzen- und Experimentalfotografien.
Paris zu Fuß, bei argus fotokunst
Der DDR-Fotograf Roger Melis durfte 1982 an die Seine reisen. Während seiner tagtäglichen Fußmärsche durch die Stadt setzte er sich mit berühmten Fotografien dieses Sehnsuchtsortes auseinander. Seine Straßenfotografie zeigt den normalen Pariser Alltag. Gleichzeitig schuf er sein ganz individuelles Porträt von Paris. Das daraus entstandene Buch wurde Kult.
Migration als Avant-Garde, bei C/O Berlin
In seinem Langzeitprojekt (2008–2017) verwebt Michael Danner eigene Fotografien, Archivaufnahmen und Zitate Hannah Arendts assoziativ zu einem visuellen Dialog über eines der ältesten Phänomene der Menschheit: die Bewegung von einem Ort zum anderen. Entstanden ist ein bewegender, kritischer und aufrüttelnder Beitrag über die Grenzen Europas und ein Gegenentwurf zur klassischen Erzählung der Nachrichtenbilder.
Masculinity: Liberation through Photography, im Gropius Bau
In einer Zeit, in der sich klassische Männlichkeitsbilder in der Krise befinden und Begriffe wie „toxische“ und „fragile“ Männlichkeit gesellschaftliche Diskurse prägen, bieten über 300 Arbeiten von 50 internationalen Künstlerinnen ein Panorama der filmischen und fotografischen Auseinandersetzung mit dem Maskulinen in all seiner Widersprüchlichkeit und Komplexität. Mit Werken u.a. von Laurie Anderson, Richard Avedon, Rotimi Fani-Kayode, Peter Hujar, Isaac Julien, Annette Messager sowie Catherine Opie.
Blinde Fotograf*innen, im f 3 – freiraum für fotografie.
Vier Bildautor*innen – Susanne Emmermann, Mary Hartwig, Silja Korn, Gerald Pirner –, die im Laufe ihres Lebens erblindet sind, setzen sich mit dem eigentlich Unmöglichen auseinander: dem Sehen. Für ihre Fotografien nutzen sie die Technik des Light Painting. In völlig abgedunkelten Räumen arbeiten sie mit unterschiedlichen Lichtquellen die Aspekte eines Bildes heraus.
Das vollständige EMOP-Programm für Berlin:
[…] Lesen Sie den Beitrag weiter auf DEEDS.NEWS […]
[…] Read the artivle further on DEEDS.NEWS […]