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Dienstag, Dezember 10, 2024

Deutsches Theater: Open Air im August 2021

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Ab Sonntag, 1. August 2021 wird vor und hinter dem Deutschen Theater auf den eigens dafür errichteten Außenspielstätten wieder Open Air gespielt. Präsentiert werden „Die Pest“ nach dem Roman von Albert Camus, „Tartuffe oder Das Schwein der Weisen“ von PeterLicht frei nach Molière und „Gaia googelt nicht“ von Nele Stuhler.

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Die Pest, Božidar Kocevski, Foto: Arno Declair

Die Pest

„Rieux wusste, dass der Pestbazillus nie stirbt und nie verschwindet, und dass vielleicht der Tag kommen würde, an dem die Pest ihre Ratten wecken und zum Sterben in eine glückliche Stadt schicken würde.“

In der algerischen Küstenstadt Oran bricht eine seltsame Seuche aus. Doktor Bernard Rieux ahnt, was alle anderen für unmöglich halten: Es ist die Pest. Der Ausnahmezustand wird ausgerufen, die Stadt hermetisch abgeriegelt, alle Verbindungen zur Außenwelt gekappt. Bald fordert die Krankheit mehr und mehr Opfer, gigantische Krankenstationen entstehen, später Massengräber. Der Arzt weiß, dass sein Kampf gegen die Seuche aussichtslos ist. Der Bazillus bleibt unbesiegbar, auch wenn die Pest Oran nach neun Monaten so unvermittelt wieder verlässt, wie sie gekommen ist. Albert Camus’ weltberühmter Roman fragt nach der Möglichkeit menschlichen Handelns im Angesicht der Katastrophe. Während des Zweiten Weltkriegs geschrieben, gilt er als Bild für den Kampf der Résistance gegen die Besetzung Frankreichs ebenso wie als zeitlose Auseinandersetzung mit dem metaphysischen Problem des Bösen. In einer Fassung von András Dömötör und Enikő Deés. Regie: András Dömötör.

Termine: 1./2./3./5./6./7. August 2021, je 20:30 bis 21:45 Uhr

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Tartuffe oder Das Schwein der Weisen, Moritz Grove, Linn Reusse, Božidar Kocevski, Kotbong Yang, Natali Seelig, Felix Goeser, Foto: Arno Declair

Tartuffe oder Das Schwein der Weisen

Orgon gehört der ganze Laden. Und in seinem Sonnenlicht tanzen sie alle: seine Frau Elmire, seine beiden Kinder Damis und Mariane, Schwager Cléante, seine Vatermutter Herr Frau Pernelle sowie Zofe Dorine. Alles okay soweit. Bis Orgon, genannt Orgi, in eine Krise gerät, sein okayes Leben reflektiert und sich bewusst wird, dass er nichts und niemandem nahe kommt, dass er zu Dingen und Menschen stets in einem Abstand steht: „Man trifft sich mit allem in der Mitte.“ So sehr er diese Gemitteltheit seines Lebenswandels schätzt, so sehr spürt er auch einen elementaren Mangel in dieser Welt, an deren Rändern es beängstigend zu flackern beginnt. Orgon sehnt sich nach Veränderung: „Gerne würde ich irgendetwas greifen oder ergriffen sein.“ Eine neue Welt, in der die ganze Pracht zu entdecken und die volle Ladung spürbar ist, wo man nicht bloß existiert, sondern an etwas anderes glauben kann – das wäre es! Denn: „So, wie es ist, so reicht es ja wohl nicht!“ Da kommt ihm Heilsbringer Tartuffe, genannt Tüffi, wie gerufen und Orgi fasst den Plan, sich und seine soziale Bezugsgruppe aus dem Okay-Reich ins Tüffi-Reich zu überführen. In Tüffis Sonnendschungel geht es um Gemeinschaft, Liebe, work, inneren Frieden, Übergeschlechtlichkeit und natürlich Ganzheitlichkeit. Im Tüffi-Tempel musst du wollen und fühlen, du musst frei sein und dich ausstülpen, du musst einfach da und komplett drin sein. Direkte Aktion! Take a deep breath!

Der Musiker und Autor PeterLicht hat Molières Tartuffe ins Heute geholt und zeigt eine maximal beschleunigte Gesellschaft, die der patriarchale Turbokapitalismus aus ihrer Umlaufbahn geworfen hat und die um Spektakel, Performance und Authentizität bemüht ist. Andere Sehnsüchte sind da, aber es fehlen die Wege und Mittel. Wo ist eine Utopie? Wie geht die Zukunft? Woran halten? Mit was verbinden? Welche Welt morgen? Bis Erkenntnisse gewonnen und Antworten gefunden sind, hilft vor allem eines: viel reden! Und: immer einen Schritt schneller sein als die Depression!

In der Zäsur der Coronakrise und als Teil des DT Open Air im Sommer 2021 bespielen Regisseur Jan Bosse und Ensemble mit dieser Komödie den Vorplatz des Deutschen Theaters.

Termine: 15./16./17./18./21./22./23./24./26./27. August 2021, je 20:00 bis 21:45 Uhr

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Gaia googelt nicht, Maren Eggert, Alexander Khuon, Foto: Arno Declair

Gaia googelt nicht

Nele Stuhlers neues Stück ist eine Reise zum Anbeginn der Welt. Dort, am Ursprung aller Dinge, steht Gaia. Sie ist die Weltenschafferin. Sie schöpft aber auch alle anderen Dinge: die Himmel, die Mond, die Luft, die Chaos, die Sonne, die Liebe, die Universum, die Zeit. Anstrengend ist das. Und manchmal kompliziert. Schließlich macht sie das alles zum ersten Mal. Ein wenig eintönig wird der Zyklus des Schaffens dann auch. Nach der hundertundeinsten Gebirgskette. Das ändert sich erst, als Gaia den Phallus schöpft. Eher aus Missgeschick. Da teilt sich die Schöpfung in Sie und Er, aus Urana wird Uranos, aus Einzelschöpferin werden Beischläfer und Gebärerinnen. Und der Lauf der Welt verändert sich.

Nele Stuhler hat sich im Rahmen der Autor:innentheatertage mehrfach mit dem Gaia-Mythos beschäftigt. In den beiden vergangenen Festivaljahren wurden zwei ihrer Gaia-Texte in Lesungen vorgestellt, zunächst im Deutschen Theater und dann in den Kammerspielen. Die Uraufführung von Gaia googelt nicht auf der Open-Air-Bühne im Innenhof des Deutschen Theaters setzt diese Zusammenarbeit fort. Und stellt ein Stück vor, das als Komödie aus dem Unsinn heraus Fragen stellt, die drängend sind und von den alten Mythen ins Heute weisen. Warum ist die Welt so gebaut, wie sie ist? Wo hat der Krise begonnen und wo endet er? Regie: Sarah Kurze.

Termine: 17./18./21./22. August 2021, je 19:30 bis 21:00 Uhr

WO? Deutsches Theater, Schumannstraße 13a, 10117 Berlin-Mitte

Karten: +49 30 28441225

www.deutschestheater.de

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