Das 1870 erbaute Wohnhaus in der Heidestraße 54 beherbergt vom 18. Januar bis 15. März 2025 die Ausstellung STATES OF UNCERTAIN DOMESTICITIES. Das im Gebäude befindliche Ausstellungshaus HAUS KUNST MITTE ist der ideale Ort, um das Thema ‚Haus und Wohnen‘ auf vielfältige Weise künstlerisch zu inszenieren. Die öffentliche Vernissage findet am 17. Januar 2025 um 18 Uhr statt.
Abb. oben: Kathryn Cornelius, Resolve, Video, 2005, copyright Kathryn Cornelius.
Die Ausstellungsräume zeugen noch von der ursprüngliche Funktion des Hauses. Es überstand zwei Weltkriege, war Berliner Mietshaus und diente zeitweise als Unterkunft für Ostaussiedler. Alte Industriekomplexe in „White Cubes“ zu verwandeln und sie für die Kulturwelt zu öffnen, ist im Kunstbetrieb seit Jahrzehnten gängige Praxis. Doch wie verhält es sich mit einem Mietshaus in einer Zeit und in einem Stadtgefüge, in dem Wohnungsnot herrscht?
Das HAUS KUNST MITTE bietet einen Raum, um diese Frage durch künstlerische Beiträge zu reflektieren. Die Grundidee des Kuratorinnenteams besteht darin, den Prozess der Umnutzung in Ausstellungsräume umzukehren und ihnen durch performative und installative Interventionen ihren ursprünglichen Charakter im Rahmen der Schau zurückzugeben.
Ausgewählt wurden Werke von 44 internationalen Künstler:innen, die sich dem Thema auf vielschichtige Weise mit Malerei, Film, Video, Audio, Fotografie, Installationen, Performances und Skulpturen nähern. Kuratorisch wurden die Themen ‚Haus und Wohnen‘ kulturell, sozial, psychologisch und räumlich verknüpft und mit dem ehemaligen Wohnhaus und dessen Umgebung verknüpft.
Die Ausstellung reflektiert die Gefühlswelten innerhalb der eigenen vier Wände und ist einzigartig in Bezug auf das Thema ‚Haus und Wohnen‘. Ein Haus ist nie nur ein Haus, es ist Heimat und Zuhause, Symbol und Metapher. Zentrale Themen sind Care-Arbeit, häusliche Gewalt, Obdachlosigkeit, Gentrifizierung, Migration und
körperliche Integrität. Die inhaltliche Auseinandersetzung reicht von der äußeren bis in die private Sphäre des Wohnens und beschäftigt sich mit deren Wechselwirkungen:
Was widerfährt den Menschen, wenn ihre Lebensräume prekarisiert werden? Welche Bedeutung hat der Verlust des Zuhauses? Welche psychosozialen Spannungen, welche Machtverhältnisse werden innerhalb des Wohnraums wirksam? Wie ist das Handeln im privaten Raum geschlechtlich codiert? Und welche Rolle spielt das Haus, das Zuhause im menschlichen Leben überhaupt?
Die Mehrheit der künstlerischen Positionen ist weiblich oder divers, einige Künstler*innen haben eine migrantische Herkunft. Dabei sind einige Künstler*innen Persons of Colour (PoC), wieder andere haben Obdachlosigkeit oder häusliche Gewalt am eigenen Leib erfahren.
Das umfangreiche Veranstaltungsprogramm beinhaltet u. a. performative Interventionen in den Räumen, die die Ausstellung im Laufe der Zeit verändern – ähnlich den Prozessen in realen Wohnräumen. Aktionen im öffentlichen Raum erweitern den Radius der Ausstellung. Ein Filmprogramm vertieft die Thematik ‚Haus und Wohnen‘.
Alba D’Urbano hat die Ausstellung zusammen mit Ina Bierstedt konzipiert und mit Tina Mamczur künstlerisch kuratiert. HAUS KUNST MITTE wird von der gemeinnützigen „Asyl der Kunst Stiftung“, gegründet von dem Maler Manfred Bartling und der Lyrikerin Elisabeth Bartling, verantwortet und künstlerisch geleitet von Dr. Anna Havemann. Es bietet zeitgenössischen Künstler:innen eine Heimat.
Veranstaltungsprogramm (vorläufig):
PERFORMANCES
Im Laufe der Ausstellung werden neben und innerhalb der Rauminstallationen performative Interventionen präsentiert
Am Eröffnungsabend, 17. Januar, ist diePerformances ‚Freedom of Sleep (I would prefer not to perform)‘ von Stefan Hurtig und ‚Rubbergloves‘ von der Künstlerin Ping Qiu zusehen.
Während der Ausstellung gibt es mehrere Termine mit der Künstlerin Melina Matzanke, bei denen sie verschiedene Ess-Performances unter dem Titel ‚HOME TASTE‘ anbietet.
Mitte Februar findet die Performance ‚Tapetenwechsel‘ statt, bei der die Kuratorinnen gemeinsam mit anderen Künstler:innen und Mitarbeiter:innen die Ausstellung performativ undin Anwesenheit von Publikum umgestalten.
AKTIONEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
Zusätzlich zu den Performances im Ausstellungsraum findet einen Spaziergang in der Umgebung des Haus Kunst Mitte statt. Sie werden von der Künstlerin Nika Radic und der Künstler Georg Spehr geführt. Bei diesen performativen Führungen wird die Geschichte des Stadtteils aus der Perspektive der Pflanzen erzählt.
FILMPROGRAMM
Es werden selektiv die Positionen von 4 Filmemacherinnen vorgestellt: Maya Deren, Agnès Varda, Chantal Akerman und Paola Cortellesi. Die Filme widmen sich dem Thema des psychischen Ungleichgewichts und des weiblichen Pflegestresses sowie der sexuellen Arbeit oder der häuslichen Gewalt.
Ausstellende Künstler*innen:
Adidal Abou-Chamat, Liz Bachhuber, Ina Bierstedt, Frauke Boggasch, Christian Borchert, Benhard Bormann, Bella Bram, Nakeya Brown, Libia Castro/ Ólafur Ólafsson, Kathryn Cornelius,
Alba D’Urbano/Tina Bara, Johanna Demetrakas, Milena Dopitová, Judith Miriam Escherlor, Maria Ezcurra, Kerstin Flake, Gluklya, Markéta Hlinovská, Fumi Kato, Daniela Krajčová, Elli KURUŞ,
Via Lewandowsky, Loredana Longo, Susanne Lorenz, Tina Mamczur, Anguezomo Mba Bikoro, Isa Melsheimer, Cornelia Friederike Müller, Jill Luise Müßig, Linda Perthen, Cesare Pietroiusti,
Chloé Piot, Inken Reinert, Dana Sahánková, Corinna Schnitt, Selma Selman, Jakub Šimčik, Barbora Šimková, Molly Soda, Nanae Suzuki, Fede Taus, Petra Trenkel, Andreas Ullrich, Anna Witt
PERFORMANCES: Stefan Hurtig, Melina Matzanke, Ping Qiu, Nika Radic/Georg Spehr
FILMPROGRAMM: Maya Deren, Agnès Varda, Chantal Akerman, Paola Cortellesi.
WANN?
Ausstellungsdaten: Samstag, 18. Januar – Samstag, 15. März 2025
Vernissage: Freitag, 17. Januar 2025, 18 Uhr
WO?
Haus Kunst Mitte – House for Contemporary Art
Heidestraße 54
10557 Berlin