Fotografiska Berlin, das neue zeitgenössische Museum für Fotografie, Kunst und Kultur präsentiert Whiteface, eine Soloausstellung von Candice Breitz im Rahmen der Eröffnung während der Berlin Art Week am 14. September 2023.
Abb. oben: BAW23, Fotografiska, Candice Breitz, Whiteface (still) 2022
Candice Breitz zählt seit einiger Zeit zu den weltweit einflussreichsten zeitgenössischen Künstlerinnen. Ihr Werk erforscht über die letzten drei Jahrzehnte die Schnittstelle von politischen und sozialen Kräften mit individueller und kollektiver Identität. In den letzten Jahren wurden ihre Arbeiten unter anderem auf der Biennale in Venedig, im Louisiana Museum of Modern Art und im Tate Liverpool ausgestellt und in die Sammlungen namhafter Museen weltweit aufgenommen, wo sie das Publikum begeistern und Diskurs über kulturelle Grenzen hinweg anregen.
Whiteface, die Zweikanal-Videoinstallation die Fotografiska Berlin präsentiert, ist ein eindringlicher Kommentar zu Fragen über race und Repräsentation. Das Werk fokussiert scharf darauf, wie diese Themen in unserer Aufmerksamkeitsökonomie resonieren. Kritisch hält Breitz dem Weißsein den Spiegel vor und lädt zur Reflexion über Privilegien ein, die weiße Menschen viel zu lange als selbstverständlich betrachtet haben.
„Bei Fotografiska haben wir Candice Breitz immer wegen ihrer Fähigkeit geschätzt, starke und dringliche Botschaften an ihr Publikum zu vermitteln. Als Institution, die relevante Gespräche und lokale Künstler*innen in den Vordergrund stellen möchte, empfinden wir ihre Arbeit, Whiteface, als hochwichtig im heutigen gesellschaftlichen Diskurs. Ihre Arbeit vereint Performance, Bild und Sprache, auf kluge und geistreiche Weise, um uns die unangenehmen Wahrheiten vor Augen zu führen, die in unserer Gesellschaft existieren“, sagt Marina Paulenka, Ausstellungsdirektorin von Fotografiska Berlin. „Im Zentrum unserer Arbeit geht es darum, etablierte Narrative infrage zu stellen und Raum für neue Perspektiven zu schaffen. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Förderung einer inklusiven und achtsamen Gemeinschaft von entscheidender Bedeutung ist, um dieses Ziel zu erreichen. Wir freuen uns, Whiteface von Candice Breitz als eine unserer Eröffnungsausstellungen in Berlin zu präsentieren, weil es eben die Art Diskurs eröffnet, die uns wichtig ist,“ ergänzt Yousef Hammoudah, Executive Director.
Mit Whiteface als zentraler Installation wird Breitz noch sieben Einkanal-Videos aus ihrer Serie White Mantras präsentieren sowie eine Reihe fotografischer Porträts der Protagonist*innen aus Whiteface. Alle Werke werden ab unserer großen Eröffnung am 14. September bis zum 4. Dezember 2023 zu sehen sein.
Am 14. September öffnet Fotografiska Berlin seine Türen zu Beginn der Berlin Art Week mit drei Eröffnungsausstellungen, die allesamt Aspekte der visuellen Kultur im soziokulturellen Umfeld untersuchen. Nach Juliana Huxtable’s –USSYPHILIA und Whiteface von Candice Breitz wird die dritte Eröffnungsshow im August angekündigt werden. Fotografiska Berlin präsentiert im Laufe des Jahres eine Reihe von wechselnden Ausstellungen, die etablierte und aufstrebende Künstler*innen zeigen.
Über Whiteface
Whiteface verflechtet eine Vielzahl von found-footage Fragmenten, die dokumentieren, wie weiße Menschen über das Thema race sprechen. Breitz greift auf ein umfangreiches Archiv zurück, das Stimmen prominenter politischer Persönlichkeiten, Nachrichtensprecher*innen oder Talkshow-Moderator*innen ebenso umfasst, wie diejenigen von weniger bekannten oder anonymen YouTubern. So deckt die Arbeit weiße Perspektiven ab, die von Neonazi-Ideologien und rechtsextremer Propaganda bis hin zu Alltagsrassismus und dem Auftreten als „gute Weiße“ reichen. Nur mit einem weißen Hemd bekleidet und Zombie-Kontaktlinsen in den Augen, wechselt Breitz im Verlauf der Arbeit durch eine Reihe günstiger blonder Perücken, unter denen auch ihr eigener platinblonder Haarschopf zu sehen ist. Das Erscheinen der Künstlerin ohne Perücke unter den Protagonist*innen des Werkes, macht ihre eigene Verortung im Weißsein deutlich. Auch wenn Breitz und viele der körperlosen Stimmen, die sie lippensynchronisiert, in Whiteface wiedererkennbar sind, so sind doch nicht in erster Linie bestimmte, einzelne Weiße das Ziel dieser beißenden Satire. Es ist vielmehr die Bedingung des Weißseins, die Breitz ins Licht rücken will.
Whiteface wurde vom Museum Folkwang in Auftrag gegeben und mit Unterstützung der Kunsthalle Baden-Baden realisiert.
Über Candice Breitz
Candice Breitz (geboren 1972 in Johannesburg) ist eine in Berlin lebende Künstlerin, deren Videoinstallationen international ausgestellt werden. Während ihrer gesamten künstlerischen Laufbahn hat Breitz die Dynamik erforscht, durch die Individuen in Bezug auf eine größere Gemeinschaft geformt werden, sei es die unmittelbare Gemeinschaft der Familie, oder die realen und imaginierten Gemeinschaften, die nicht nur durch Fragen der nationalen Zugehörigkeit, race, gender und Religion, sondern auch durch den zunehmend unbestreitbaren Einfluss von Mainstream-Medien wie Fernsehen, Kino und sozialen Medien geprägt werden. In jüngster Zeit hat sich Breitz‘ Arbeit auf die Bedingungen konzentriert, unter denen Empathie entsteht. Dabei reflektiert sie über eine von den Medien durchdrungene globale Kultur, in der eine starke Identifikation mit fiktiven Charakteren und Prominenten parallel zu einer weit verbreiteten Gleichgültigkeit gegenüber den Nöten derjenigen besteht, die Widrigkeiten in der realen Welt gegenüberstehen. Im Jahr 2022 schloss sie die White Noise Trilogy ab, eine Reihe von Videoinstallationen, zu der Love Story (2016), TLDR (2017) und Whiteface (2022) gehören.
Über Fotografiska Berlin
Fotografiska Berlin ist das zeitgenössische Museum für Fotografie, Kunst und Kultur, gegründet in Stockholm. Es hat sich dem Ziel verschrieben, inspirierende und innovative visuelle Kunstwerke zu präsentieren. Das Museum fördert talentierte Künstler*innen diverser Hintergründe, sowohl lokal als auch international, und erschafft eine vielfältige und inklusive künstlerische Gemeinschaft. Das Programm von Fotografiska Berlin umfasst kuratierte Ausstellungen, Veranstaltungen, Konzerte, Workshops und Vorträge. Auf sechs Etagen finden Besucher*innen außerdem eine Bäckerei, Bars und ein Restaurant. Das Museum hat regelmäßig bis 23 Uhr geöffnet, um den Besucher*innen die Möglichkeit zu geben, das Angebot in ihrer Freizeit zu nutzen. Der Standort von Fotografiska Berlin in erstreckt sich über eine Fläche von 5.500 Quadratmetern in der Oranienburger Straße. Fotografiska Berlin ist das vierte Museum der Fotografiska-Gruppe und folgt den Standorten Stockholm, Tallinn und New York. Das Museum trägt durch die Präsentation herausragender künstlerischer Talente und die Wertschätzung des historischen Kontextes zur globalen Kunstgemeinschaft bei und bietet allen Besuchern eine bereichernde Erfahrung.
WO?
Fotografiska Berlin
Oranienburger Straße 54
10117 Berlin
WANN?
Eröffnung: Donnerstag, 14.09.2023, von 19 Uhr – spät
Ausstellungslaufzeit: Donnerstag, 14.09.2023 – Monntag, 04.12.2023
Öffnungszeiten: Täglich 10 – 23 Uhr
Letzter Einlass ins Museum ist eine Stunde vor Schließung.