Alexandra Pirici präsentiert im Hamburger Bahnhof die neue, ortsspezifische Installation „Attune“ mit Live-Aktion und Musik ab 25. April 2024. Das raumgreifende Werk bildet den Auftakt einer neuen Reihe von Auftragsarbeiten für die Historische Halle des Museums, die jährlich zum Gallery Weekend Berlin eröffnet. 2024 wird der Auftrag gemeinsam vom Hamburger Bahnhof und Audemars Piguet Contemporary vergeben und von der Kulturstiftung des Bundes kofinanziert. Pirici lässt in der historischen Halle eine dynamische Landschaft entstehen: Eine rankenartige Skulptur aus Edelstahl, eine sich stets verändernde Sanddüne, eine spiralförmige Plattform, Pflanzen, Mineralbildungen, Tanz und Gesang bringen dem Publikum die Faszination von selbstorganisierenden Prozessen und Mustern nahe.
Abb. oben: Installationsansicht. Alexandra Pirici. Attune, 2024. Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, 2024, Courtesy die Künstlerin, Hamburger Bahnhof und Audemars Piguet / Foto: Edi Constantin
Mit „Attune“ [dt. Einstimmen] erforscht Pirici, wie Menschen – und ihre mehr-als-menschlichen Mitwesen – einander ähneln, sich wechselseitig beeinflussen und aufeinander einstellen, um komplexe Strukturen hervorzubringen, seien es chemische, physikalische, mineralische oder soziale. Die Künstlerin hat sich intensiv mit selbstorganisierenden Mustern und Prozessen in allen Formen der Materie befasst. „Attune“ ist geprägt vom Wissen, das die Künstlerin sowohl durch sorgfältige Beobachtung der Welt um sie herum als auch durch Lektüre, Experimente, Diskurse und Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftlerinnen aus verschiedenen Disziplinen erworben hat.
Pirici lässt in der Historische Halle des Hamburger Bahnhof eine dynamische imaginäre Landschaft entstehen. Sie verwebt aktive skulpturale Elemente mit Live-Aktion und polyphonen Musikstücken, die sie selbst choreografiert und komponiert hat. Das von Pirici geschaffene und mit dem Designer Andrei Dinu gestaltete Environment wirkt uralt und zugleich futuristisch. Chemische Reaktionen, mineralische Formationen und physikalische Phänomene treten neben lebenden Körpern auf, um das Kontinuum zwischen lebender und nicht lebender Materie anzuerkennen und zu feiern. Gemeinsam veranschaulichen diese Akteurinnen wie aus einem zufälligen Grundrauschen von Atomen, Molekülen und Zellen stabile Strukturen entstehen – in belebter wie unbelebter Materie. Eine rankenartige Skulptur aus Edelstahl, eine sich stets verändernde Sanddüne, eine spiralförmige Plattform, Pflanzen, Mineralbildungen, chemische Reaktionen, Tanz und Gesang bringen dem Publikum die Faszination von selbstorganisierenden Prozessen und Mustern nahe. Diese sind nicht nur Teil der erfahrbaren Welt, sondern bieten auch Einblicke in die Entstehung von Leben sowie in die Evolution.
Ein Highlight des Werks bildet die Vorführung der sogenannten Briggs-Rauscher-Reaktion, bei der eine Lösung zwischen zwei Farben lange hin und her schwankt, bevor die Reaktion schließlich zu Ende geht. Diese oszillierende chemische Reaktion wird häufig zur Demonstration selbstorganisierender Muster in der Chemie verwendet. Für „Attune“ hat Alexandra Pirici mit Chemikern und Ingenieuren zusammengearbeitet, um die Reaktion im Maßstab zu vergrößern und erstmals vollständig zu automatisieren. Im Rahmen der Ausstellung wird sie mehrfach vorgeführt.
Die Live-Aktion findet während der gesamten Ausstellungslaufzeit täglich von 13.00 bis 17.00 Uhr statt, mit Ausnahme der Donnerstage, an denen die Aktion von 15.00 bis 19.00 Uhr geplant ist. Die Briggs-Rauscher Reaktion wird zweimal täglich während der Eröffnungs- und Schlusswochen der Ausstellung vorgeführt. Vom 25. April bis 1. Mai 2024 kann die etwa fünfminütige Reaktion täglich erlebt werden: am 25.4. zwischen 20:00 und 20:30 Uhr sowie zwischen 21:15 und 22 Uhr, und vom 26. April bis 1. Mai 2024 zwischen 13:30 und 14:00 Uhr sowie zwischen 16:00 und 17:00 Uhr. Die Zeiten während der Abschlusswoche werden auf der Website und über die Social-Media-Kanälen des Museums bekannt gegeben. Es wird zudem ein interdisziplinäres Vermittlungsprogramm mit speziellen Angeboten für Schulen geben.
Performer*innen: Caroline Beach, Juan Corres Benito, Noemi Calzavara, Michelle Cheung, Gabrielle Duval, Miguel Angel Guzmán, Nitsan Margaliot, Jared Marks, Tatiana Mejía, Emily Ranford, Asuka Julia Riedl, Robert Schulz, Yurika S. Yamamoto.
Die Ausstellung wird kuratiert von Catherine Nichols, Kuratorin Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart.
Begleitend zur Ausstellung erscheint die fünfte Ausgabe der Katalogreihe des Hamburger Bahnhof, herausgegeben von Silvana Editoriale Mailand.
2024 wird der Auftrag gemeinsam vom Hamburger Bahnhof und Audemars Piguet Contemporary vergeben.
Dies ist die zweite Zusammenarbeit zwischen Pirici und Audemars Piguet Contemporary, nachdem das Programm bereits Piricis Encyclopedia of Relations (2022) zur 59. Ausgabe der Biennale von Venedig unterstützt hat. Der neue Auftrag ermöglicht es der Künstlerin, ihre Praxis in größerem Maßstab weiterzuentwickeln und neben Live-Aktion auch feste physische Strukturen einzubeziehen.
Die Ausstellung wird kofinanziert von der Kulturstiftung des Bundes, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Zur Künstlerin:
Alexandra Pirici (* 1982 in Bukarest, Rumänien, lebt in Bukarest und München) ist eine Künstlerin mit einem Hintergrund in Tanz und Choreographie, die in den Bereichen bildende Kunst und zeitgenössische Performance arbeitet. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt und waren zweimal auf der Biennale von Venedig vertreten – 2022 bei der 59. Ausgabe der internationalen Kunstausstellung „The Milk of Dreams“ und 2013 bei der 55. Ausgabe im rumänischen Pavillon – sowie 2017 bei der alle zehn Jahre stattfindenden Skulptur Projekte Münster. Sie hatte Kollektiv- und Einzelausstellungen unter anderem im New Museum New York, Art Basel Messeplatz, der 9. Berlin Biennale, Manifesta 10, Tate Modern London, Centre Pompidou Paris, Museum Ludwig Köln, Van Abbemuseum Eindhoven, NTU CCA Singapur und vielen anderen. Alexandra Pirici arbeitet in musealen Kontexten, im öffentlichen Raum und manchmal auch im theatralischen Rahmen. Sie choreografiert fortlaufende Aktionen, performative Denkmäler und Umgebungen, die Tanz, Skulptur, gesprochene Worte und Musik miteinander verschmelzen. Ihre Arbeit setzt sich mit der Monumentalität oder der Geschichte bestimmter Orte und Institutionen auseinander, um bestehende Hierarchien spielerisch zu thematisieren und zu transformieren. Sie reflektiert die Geschichte und Funktion von Gesten in Kunst und Populärkultur und untersucht Fragen rund um den Körper, seine Präsenz, seine Abwesenheit und seine Bilder. Ihre performativen Kunstwerke sind als Live-Aktionen Teil privater und öffentlicher Sammlungen. Seit Februar 2023 ist sie die erste Professorin für Performance in der zeitgenössischen Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München (AdBK München).
Zitate:
‚Attune‘ entspringt einem kontinuierlichen Interesse an der Erkundung unserer Beziehung zu anderen Lebensformen und der Möglichkeit, anderen Formen der Verkörperung näher zu kommen. Dieses Interesse schließt auch unbelebte materielle Konfigurationen und deren Leistungsfähigkeit ein. Körper und materielle Konfigurationen müssen nicht belebt oder gar menschlich sein, um intelligentes Verhalten zu zeigen. Auf dieser Erkenntnis beruht die Vorstellung, dass wir, so verschieden wir auch sein mögen, doch grundlegend miteinander verbunden sind. Ich hoffe, dass ich dieses Kontinuum durch die imaginäre Landschaft, die für einige Monate im Ausstellungsraum entsteht, feiern kann.“
– Alexandra Pirici, Künstlerin
WANN?
Eröffnung: Donnerstag, 25. April 2024, 19 Uhr
Ausstellungsdaten: Donnerstag, 25. April bis Sonntag, 6. Oktober 2024
Live-action: täglich von 13 bis 17 Uhr, donnerstags von 15 bis 19 Uhr
Öffnungszeiten:
Di, Mi, Fr 10 – 18 Uhr
Do 10 – 20 Uhr
Sa + So 11 – 18 Uhr
WO?
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Invalidenstraße 50/51
10557 Berlin-Mitte
KOSTET?
Regulär: € 14
Ermäßigt: € 7