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Samstag, April 27, 2024

More Than Human. Design nach dem Anthropozän – Berliner Kunstgewerbemuseum | ab 22.03.2024

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Das Berliner Kunstgewerbemuseum startet im März 2024 eine neue diskursive Plattform mit Pop Up-Ausstellungen, Vorträgen, Workshops und Diskussionspanels, um sich mit dem komplexen Konzept des „More Than Human“ aus der Perspektive der Gestaltungsdisziplinen, insbesondere des Designs, auseinanderzusetzen. Das Projekt eröffnet am 22. März 2024 mit einem international besetzten Symposium und wird bis 2025 fortgeführt.

Abb. oben: IMAGINE – CORAL REEF – REGENERATIVE DESIGN, Testaufbau der Korallenstruktur, ©IDRV

„More Than Human“ umfasst ein Spektrum an transdisziplinären Theorien und Ansätzen, in denen herkömmliche anthropozentrische Perspektiven in Frage gestellt und ein Paradigmenwechsel hin zu einer intensiveren Vernetzung zwischen Mensch und Umwelt eingefordert werden. Die US-amerikanische, feministische Wissenschaftlerin Donna Haraway führte den Begriff „Natureculture“ in den Diskurs ein, um auf die existenten Verflechtungen menschlicher und nicht-menschlicher Spezies auf unserem Planeten hinzuweisen. Die Aufhebung der Grenzen zwischen Natur und Kultur erfordert zugleich neue Denkweisen in Bezug auf Macht und Handlungsfähigkeit, Differenz und Gemeinschaftlichkeit, Atmosphären und Erkenntnistheorie.

DEEDS.NEWS-Kunstgewerbemuseum-More Than Human - © Officina Corpuscoli
The Growing Lab – Mycelia, MYKES – mycelium chair, © Officina Corpuscoli

Das Projekt startet am 22. März 2024 mit dem von Claudia Banz in Kooperation mit Lynn Harles kuratierten Symposium „Multispecies Engagement. Non Human Beings as Clients of Design?“, bei dem internationale Forscherinnen und Designerinnen das Thema aus der Perspektive der Gestaltung, der Anthropologie und den Naturwissenschaften anhand von Best–Practice–Beispielen vorstellen. Dabei sollen mögliche Anwendungspotenziale für eine inklusive post-anthropozentrische Zukunftsgestaltung beleuchtet werden, die von der Tiefsee über den urbanen Raum bis hin zu virtuellen Umgebungen reichen. In einem gleichnamigen Workshop am Samstag, 23. März 2024, sind die Teilnehmer*innen von 14 – 17 Uhr eingeladen, gemeinsam Ideen und Ansätze für „More Than Human“-Transformationsprozesse zu sammeln und zu diskutieren. Die Teilnahme an beiden Formaten ist kostenfrei, für den Workshop ist eine Anmeldung erforderlich.

Am Freitag, 26. April 2024 eröffnet im Kunstgewerbemuseum die von dem Institute of Design Research Vienna kuratierte und vom österreichischen Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten geförderte Sonderausstellung “IMAGINE: Coral Reef. Regeneratives Design”. Im Fokus der experimentellen Designausstellung steht die Suche nach einer neuen Orientierung für Design in einer von zahlreichen Krisen geprägten Welt. Als Metapher dienen die komplexen Ökosysteme der Korallen, in denen eine faszinierende Artenvielfalt herrscht. Diese “Regenwälder der Meere” werden durch den vom Menschen verursachten Klimawandel zunehmend belastet, sodass sie in naher Zukunft zu verschwinden drohen. Die Ausstellung versucht die Logik der Natur auf Designprozesse zu übertragen und damit Leitlinien für regeneratives Design zu etablieren. Ziel des Projekts ist es, Möglichkeitsräume aufzuzeigen, die uns von einer extraktiven, degenerativen hin zu einer Kultur führen, in der wir uns als Teil der Natur sehen und ihre kreativen Prinzipien teilen.

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Co-Kulturversuch für Pilz-Biomaterialien mit Myzel aus Ganoderma lucidum und Pycnoporus sanguineus, © Heidi Jalkh

Am 30. und 31. Mai 2024 findet unter dem Titel „Transitioning through Transformative Cycles & Regenerative Connections. Fungal Mycelium in Design, Architecture, Art & Beyond“ eine mehrteilige, von Maurizio Montalti (Officina Corpuscoli) kuratierte Veranstaltung statt, bestehend aus einer Lecture, einer Paneldiskussion sowie einem Workshop. Darin geht es um die Gestaltung einer Zukunft des Miteinanders aller Spezies und Ökosysteme. Dies geschieht insbesondere durch ein Eintauchen in das Reich der Pilze, um die vielen Möglichkeiten kennenzulernen, die sich aus der aktiven Verflechtung und Zusammenarbeit mit mikrobiellen Partnern ergeben. Von Pilzen und den durch sie initiierten regenerativen Prozessen lässt sich viel für den dringend anstehenden Paradigmenwechsel im Sinne einer „NaturKultur“ lernen.

Die am 12. Juli 2024 eröffnende Ausstellung „Matters of South. Biomaterial Cultures from Latin America“, verantwortet von Heidi Jalkh, Gisela Pozzetti und Valentina Aliaga, untersucht, wie Initiativen für Biomaterialien in dieser Region die lokalen Kulturen und deren biologische Vielfalt nutzen, um neue materielle Kulturen zu (er)schaffen. Dieses Projekt fragt, wie unsere Beziehung zur unmittelbaren Umwelt neugestaltet und welche Alternativen zum etablierten extraktivistischen Modell dabei entwickelt werden können. Im Mittelpunkt steht das Biomaterial-Archiv, eine Installation mit Proben und einer interaktiven Karte, die die vielfältige Landschaft der lateinamerikanischen Biomaterialien illustriert. Dieses Archiv entsteht in der interdisziplinären Zusammenarbeit eines unabhängigen Netzwerks als eine Art Wissensspeicher und zielt darauf ab, Projekte, Gruppen und Einzelpersonen zu dokumentieren und zu präsentieren, die sich mit Biomaterialien und Bioproduktionsprozessen in ganz Lateinamerika beschäftigen.

DEEDS.NEWS-Kunstgewerbemuseum-More Than Human - © Heidi Jalkh
Ganoderma Multipileum unter UV-Licht, © Heidi Jalkh

Parallel zu diesen Pop-Up-Ausstellungen wird die Sammlung des Kunstgewerbemuseums in Kontext des „More Than Human“-Diskurses neu befragt. Es entsteht eine spekulative Wunderkammer, die Sammlungsobjekte in Dialog mit Exponaten aus anderen Sammlungen sowie aktuellen Forschungsobjekten zeitgenössischer Gestalterinnen und Artefakten anderer Akteurinnen in einen neuen Dialog stellt.

„More Than Human. Design nach dem Anthropozän“ wird kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin am Kunstgewerbemuseum. Das Projekt ist als Prozess angelegt, der sich im Austausch und in der Zusammenarbeit mit internationalen Akteur*innen aus transdisziplinären Kontexten entwickelt und sich bis ins Jahr 2025 in unterschiedlichen Formaten im Kunstgewerbemuseum materialisiert.

WANN?

ab 22. März 2024
Öffnungszeiten:
Di-Fr 10:00 Uhr – 18:00 Uhr
Sa-So 11:00 Uhr – 18:00 Uhr
Mo geschlossen

Eröffnungssymposium: Freitag, 22. März 2024, 13 – 19 Uhr

WO?

Kulturforum – Kunstgewerbemuseum
Matthäikirchplatz
10785 Berlin

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