Das finnische Tampere International Film Festival findet vom 6. bis 10. März 2024 zum 54. Mal statt. Die fünftägige Veranstaltung bringt erneut Filmliebhaber*innen und Branchenprofis in Tampere, der drittgrößten Stadt in Finnland, zusammen. Während der Festivalwoche finden mehr als hundert Filmvorführungen im Finnkino Cine Atlas und im Arthouse Cinema Niagara statt. Neben Filmvorführungen gibt es auch zahlreiche öffentliche Veranstaltungen, die sich an Profis der Filmbranche richten.
Abb. oben: Jouko Aaltonen, How to Fix the World, Courtesy, Tampere Film Festival
Das auf Kurzfilme ausgerichtete Festival zeigt Kurzfilme in nationalen und internationalen Wettbewerbsreihen sowie ein vielseitiges Themenprogramm. Darüber hinaus präsentiert das Programm abendfüllende Dokumentationen. Zu den Hauptthemen im Programm 2024 gehören das zuvor angekündigte Programm „Demokratie in Gefahr“ (Democracy in Danger), das über den Zustand der Demokratie in Finnland und der Welt nachdenkt, und „Wald“ (Forest), das die vielen Dimensionen des Waldes inmitten der kapitalistischen Walddebatte untersucht. Im Zusammenhang mit beiden Themen werden auch offene Podiumsdiskussionen organisiert, bei denen die Diskussionsteilnehmer beispielsweise Filmregisseure und Forscher der Universität Tampere sein werden.
Kurzfilme aus der Südkaukasusregion
Im Programm ist es üblich, Filme aus verschiedenen Teilen der Welt hervorzuheben, und in diesem Jahr wurden insbesondere Filme aus den Ländern des Südkaukasus für das Programm ausgewählt. Die von Riina Mikkonen, Geschäftsführerin des Filmfestivals, kuratierten Vorführungen „Südkaukasus 1 und 2“ bieten verschiedene Fenster nach Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Im letzten Jahrhundert war das Gebiet Schauplatz von Konflikten, es gibt aber auch Widerstand und Hoffnung. Die Filme in den Vorführungen zeichnen sich durch eine vielseitige Erzählkunst aus und vermitteln unterschiedliche Leben, historische Ereignisse und kulturelle Phänomene anschaulich.
Im Rahmen des Themas wird die Vorführung „Chai Khana: Female Voices of the Caucasus“ gezeigt, bei der insbesondere die Frauen der Region und ihre Erfahrungen im Mittelpunkt stehen. Chai Khana ist eine in der Südkaukasus-Region tätige Multimedia-Plattform, die sich mit ihrer Arbeit zum Ziel gesetzt hat, Stimmen zu erheben, die von den Mainstream-Medien oft ignoriert werden. Die Vorführungen im Südkaukasus führen das Thema des sozialen Einflusses und der Demokratie fort, das im Programm des Festivals stark sichtbar ist.
Ein Fest der Animation – mit Iiti Yli-Harja in der Hauptrolle
Das Programm zeigt auch viele Animationen. „AniDocs 1: Society“ und „AniDocs 2: Personal“ erzählen Geschichten über Menschlichkeit, Geschichte und die Suche nach Identität. Die Vorführungen sind aus Dokumentarfilmen zusammengestellt, die mit unterschiedlichen Animationsmethoden erstellt wurden. Außerdem feiert die Animationsausbildung der Akademie der Künste der Turku University of Applied Sciences ihr 30-jähriges Jubiläum beim Tampere Film Festival mit zwei Vorführungen. Die Vorführungen präsentieren ein vielfältiges Spektrum an Schülerfilmen der Schule im Laufe der Jahre.
Der preisgekrönte Filmregisseur und Musiker Iiti Yli-Harja, der zu einem der bekanntesten Animationsregisseure und Kurzfilmschöpfer Finnlands geworden ist, wird der Star der diesjährigen „Retrospective“ und „Carte Blanche“-Vorführungen sein. Die Retrospektivvorführung umfasst Yli-Harjas Produktionen vom Film „To Die in a Dream“ aus dem Jahr 2016 bis zum letztjährigen Film „I Smell a Mouse“ (2023). Die Vorführung umfasst auch den Gewinner des Jussi-Preises für den besten Kurzfilm, „All My Mom’s Phone Calls“ (2021), und „Blush – An Extraordinary Voyage“ (2022), der beim Tampere Film Festival mit dem Risto Jarva-Preis ausgezeichnet wurde.
Die „Carte Blanche“-Vorführung umfasst Puppenanimationen, Pixilierung und Videokunst. Laut Yli-Harja zelebriert die Vorführung den Zufall, die Freude und die Neugier beim Filmemachen: „Die Filme in der Vorführung erinnern uns daran, dass Filmemachen der größte Spaß sein kann, den es gibt, zu staunen und zu experimentieren.“
Filme und Diskussion über den Zustand der Demokratie
Das Programmset „Demokratie in Gefahr“ (Democracy in Danger) umfasst Kurzfilmvorführungen und einen langen Film Dokumentarfilm. Die Vorführungen befassen sich beispielsweise mit bürgerschaftlichem Engagement und Demokratie in Alltagsleben. Zu sehen sind aktuelle Kurzfilme aus den 2020er Jahren, aber auch ältere Klassiker aus den 1960er und 70er Jahren.
Zu den älteren Kurzfilmproduktionen zählt „Black Panthers“ (1968) unter der Regie von Agnés Varda konzentriert sich auf die Proteste im Zusammenhang mit der Verhaftung des Gründers der Black Panther Party, Huey P. Newton in Oakland, Kalifornien, gezeigt wird. Der jüngste Kurzfilm wird der finnische sein Elokapina-Dokumentarfilm „How To Save a Forest“ (2023), der über die Phasen des Waldes erzählt Der Talaskangas-Wald von der drohenden Abholzung bis zur Umwandlung in ein Naturschutzgebiet. Das wird es auch werden experimentelle Dokumentarfilme in Themenvorführungen wie „Cosmonauts“ (2020) gezeigt unter der Regie von Danila Gulin und „Last Day“ (2021) unter der Regie von Cyprien Clément-Delmas.
Jouko Aaltonens Film „How To Fix the World?“ (2023) wird als Langfilm gezeigt Dokumentarfilm. Der Film ist ein Handbuch der direkten Aktion, in dem Hausbesetzer, Klimaaktivisten und Anarchisten teilen ihre Erfahrungen. Mithilfe von Archivmaterial bringt der Film Aktivisten aus der ganzen Welt zusammen Generationen.
Der Wald von vielen Perspektiven
Der Schwerpunkt der ersten Vorführung liegt auf der Forstwirtschaft, die darin gezeigten Filme kommentieren den Wald aus der Sicht verschiedener Berufe wie Holzfäller, Beerenpflücker und Baumpflanzer. Zu sehen ist unter anderem der Kurzfilm „How to Pick Berries“ (2010), bei dem Regie geführt wurde von Elina Talvensaari, das die Geschichte thailändischer Beerenpflücker in Finnland erzählt. Bei Nick Jordan Im Film „The Entangled Forest“ (2023) spricht die Ökologin Suzanne Simard über sie bahnbrechende Forschung zur Symbiose von Bäumen und Pilzen.
in der zweiten Vorführung, in der die Filme den Wald als Heimat präsentieren und Lebensraum für viele Arten. Die Vorführung umfasst beispielsweise zwei selten gezeigte Filme Dokumentarfilme von Markku Lehmuskallio, „Sounds of the Northern Forests“ (1973) und „Tapiola“ (1974). Milja Viitas „Animal Bridge U-3033“ (2018) erzählt von den parallelen Realitäten von Menschen und wilde Tiere. Der kolumbianische Spielfilm „Tierra mojada“ (dt. Sumpf) (2017) wird ebenfalls gescreent. Der von Juan Sebastián Mesa inszenierte Film handelt von einer Familie aufgrund eines großen Wasserkraftprojekts zur Evakuierung gezwungen.
Der Namensgeber der dritten Vorführung, Salla Hämäläinens Dokumentarfilm „Metsänpeitto“ (dt. Von Wald bedeckt (2012) wird bei der Vorführung gezeigt. Der Film erzählt die Geschichte von Markku, der seit seiner Kindheit Waldgeister gesehen hat und das Gefühl hatte, dass die Geister ihn eins machten Der Wald. Judith Auffrays experimentelle Fiktion „Les hommes de la nuit“ (dt. Männer der Nacht) (2022) hingegen erzählt die Geschichte eines Entdeckers, der in der Nacht nach Orang-Utans sucht Dschungel von Borneo bei Nacht und in der Dunkelheit des Tages. Außerdem der Film von Maija Blåfield Gezeigt wird „Scenic View“ (2023). Der Film erkundet die „Natürlichkeit“ der Natur Wie Dokumentarfilme aufgebaut sind und wie manche Dinge absichtlich hinter den Kulissen bleiben.
Das Waldthema wird auf dem kommenden Festival mit der Vorführung von AV-arkki fortgesetzt wird mehrere Kurzfilme zum Thema Wald zeigen, darunter Minna Parkkinens „A Forest“ (2000), Annette Arlanders „Dear Spruce“ (2020) und Elina Brotherus‘ „Dump a Bushel of Lemons in a Northern Forest in Winter“ (2017).
Schätze aus den Archiven und Sondervorführungen
Dieses Mal werden Kai Okas jahrzehntelang vergessene Experimentalfilme aus den Archiven in der Vorführung „Lost Reels“ auf die große Leinwand gebracht, außerdem Juwelen aus der Geschichte von Manserock und vom National Audiovisual Institute gesammelte Werbung. Das finnische „Filmarchiv 1: Manserock Phenomenon“ bietet einen audiovisuellen Querschnitt der wichtigsten Bands und Hintergrund-Influencer des Phänomens. Das finnische „Filmarchiv 2: Das Beste aus finnischen Werbefilmen“ befasst sich mit der Geschichte des finnischen Werbefilms in den Jahren 1935–2000. Für die Vorführung wurden sowohl preisgekrönte Werke von Industriewettbewerben als auch ganz allgemein kommerzielle Filme ausgewählt, die dem Land im Gedächtnis geblieben sind.
Das traditionelle „Rake Special“ von Raimo „Rake“ Silius ist legendären Filmregisseuren gewidmet: Matti Kassila (1924–2018), Risto Jarva (1934–1977), Jaakko Pakkasvirta (1934–2018) und Antti Peippo (1934–1989). Zu sehen ist unter anderem die halbstündige Tampere-Folge von Kassilas Spieldokumentation „The Faces of Three Cities“ (1962), die laut Silius „einer der wunderbarsten Tampere-Kurzfilme“ ist.
Das Dröhnen der Geschichte ist auch beim Tampere Film Festival und Yle Teemas Gemeinschaftsvorführung „Childhood in the South Seas“ zu erleben, die miteinander verbundene Dokumentarfilme zeigt: „Monica in the South Seas“ (2023) unter der Regie von Mika Taanila und Sami van Ingen und „Moana with Sound“ (1926, 1981) von Robert, Frances und Monica Flaherty.
Weitere interessante Sondervorführungen sind zum Beispiel „Sámi Films in Focus“, das samische Filmemacher und samische Geschichten vorstellt, und „Triangle of Hope – Silent Trilogy von Juho Kuosmanen“, aufgeführt in der Kathedrale von Tampere in Begleitung der Organistin Esa Toivola, in der Kurzfilme von „Romu-Mattila and a beautiful woman“(2012), „Salaviinanpolttajat“ (2017) und „A Distant Planet“ (2023) von Juho Kuosmanen.
Für Kinder
Für die Jüngsten in der Familie gibt es kostenlose „Minikino“-Vorführungen: „Minikino 1“ eignet sich für Kinder ab etwa 3 Jahren und „Minikino 2“ eignet sich für Vorschulkinder und ältere Zuschauer, da es etwas längere und spannendere Geschichten auf die Leinwand bringt. Darüber hinaus ist das Kinokonzert für Kinder eine kostenlose Vorführung mit Begleitung des Filmmusikkomponisten Emil Sana.
WANN?
Mittwoch, 6. März – Sonntag, 10. März
WO?
An verschiedenen Orten in Tampere, Finnland
KOSTET?
Einzelkarten: 12 € + Bestellgebühr*
Gruppenrabatt: 10 € + Bestellgebühr*
(Student, Rentner, Arbeitsloser, Wehrpflichtiger, Beamter)
Prämierte Filmvorführungen: 14,50 € + Bestellgebühr*
TUFF – Trash & Underground Film Festival: 14,50 € + Bestellgebühr*
Preisverleihung: 20 € + Bestellgebühr*
(inkl. Garderobengebühr und Vorführung prämierter Filme)