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Mittwoch, Mai 8, 2024

Rembrandt van Rijn mehr als hautnah: Rijksmuseum veröffentlicht 717-Gigapixel-Foto der Nachtwache

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Dem Forschungsteam der sogenannten “Operation Nachtwache” ist es gelungen, ein höchst detailliertes Foto des weltberühmten Gemäldes Die Nachtwache des Barock-Malers Rembrandt van Rijn (1606-1669) zu erstellen. Dieses 717-Gigapixel-Bild ist seit dem 3. Januar 2022 auf der Website des Amsterdamer Rijksmuseums zu sehen. Es ist das größte und detaillierteste Foto eines Kunstwerks, und zudem viermal schärfer als sein Vorgänger, den das Rijksmuseum vor etwa 18 Monaten veröffentlicht hatte. Nun ist es möglich, an die winzigen, gestochen scharfen Pigmentpartikel der Nachtwache noch weiter heran zu zoomen. Das Foto entstand im Rahmen der Recherchen der Operation Nachtwache bzw. Operation Night Watch, wie diese international heißt.

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Operation Nachtwache, Rijksmuseum

Das Foto des Gemäldes hat eine Auflösung von 717 Gigapixeln (717.000.000.000 px). Es ist das bisher größte digitale Bild eines Kunstwerks. Jedes Pixel entspricht einer Fläche von 5 Mikrometern oder 0,005 mm im Quadrat.

Diese außergewöhnliche Leistung wird die Arbeit an der Nachtwache erheblich erleichtern. Im Januar 2022 wird die Konservierungsphase der Operation Nachtwache beginnen. Die Vorderseite des Gemäldes wird für eine kurze Zeit nicht mehr zu sehen sein, aber dank dieses Bildes wird das Publikum weiterhin die Möglichkeit haben, Rembrandts Meisterwerk bis ins kleinste Detail zu bewundern.

Taco Dibbits, Direktor des Rijksmuseums

Vier Mal so scharf

Das neue Foto ist viermal so scharf wie das Foto der Nachtwache, welches das Rijksmuseum im Mai 2020 auf seiner Website veröffentlicht hat. Dieses Bild hatte eine Größe von 44,8 Gigapixeln, wobei jedes Pixel eine Fläche von 20 Mikrometern oder 0,02 mm im Quadrat darstellte. Das neue Bild ermöglicht es den an der Operation Night Watch beteiligten Wissenschaftler:innen, das Gemälde noch genauer zu untersuchen. Außerdem wird es möglich sein, künftige Alterungsprozesse mit noch größerer Genauigkeit zu verfolgen. Die Aufnahme ist so scharf, dass neuronale Netze eingesetzt werden können, um ähnliche Pigmentpartikel schnell zu erkennen oder z. B. die Bleiseifen zu identifizieren, was mit der vorherigen Aufnahme nicht möglich war.

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Operation Nachtwache, Rijksmuseum

Das Prozedere

Das gesamte Bild setzt sich aus 8.439 Einzelfotos mit einer Größe von 5,5 cm x 4,1 cm zusammen. Das Team verwendete für die Aufnahmen eine Hasselblad H6D 400 MS-Kamera mit 100 Megapixeln. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz wurden diese kleineren Fotos zu einem großen Bild mit einer Gesamtdateigröße von 5,6 Terabyte zusammengefügt. Die Schärfentiefe für jedes einzelne Foto betrug nur 125 Mikrometer, also 0,125 mm. Um sicherzustellen, dass jedes Bild scharf ist, musste die Oberfläche des Gemäldes zunächst mit Lasern abgetastet und die Kamera sehr genau kalibriert werden. Nach jeder Aufnahme wurde das Bild mithilfe eines neuronalen Netzes auf Farbe und Schärfe geprüft.

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Operation Nachtwache, Rijksmuseum

Beginn der Konservierung

Die zweite Phase der Operation Nachtwache beginnt am 19. Januar 2022, wenn die ersten Konservierungsarbeiten am Gemälde selbst durchgeführt werden. Die erste Aufgabe besteht darin, die Nachtwache auf einen neuen Keilrahmen zu montieren. Dies ist aufgrund der “Verformungen” der Leinwand, insbesondere der deutlich sichtbaren Wellen in der linken oberen Ecke, erforderlich. Dieses Problem erfordert zwar sofortiges Handeln, lässt sich aber leicht beheben und hat keine Auswirkungen auf die Zukunft des Gemäldes. Danach wird Schritt für Schritt geprüft, ob weitere Konservierungsmaßnahmen durchgeführt werden sollten.

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Operation Nachtwache, Rijksmuseum

Die “Operation Nachtwache” ist das größte und umfangreichste Forschungs- und Restaurierungsprojekt in der Geschichte des Meisterwerks von Rembrandt. Ziel ist es, das Gemälde auf die bestmögliche Weise für die Zukunft zu erhalten. Die Arbeiten haben im Sommer 2019 begonnen und finden in einer speziell entworfenen, transparenten Glaskammer statt, die es dem Publikum ermöglicht, den Prozess zu verfolgen. Die Operation Night Watch nutzt die neuesten, fortschrittlichsten Forschungstechnologien und -techniken und umfasst die Zusammenarbeit mit Experten von AkzoNobel – dem Hauptpartner des Rijksmuseums für die Operation Nachtwache – sowie mit Museen, Universitäten, Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in den Niederlanden und im Ausland.

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Operation Nachtwache, Rijksmuseum

AkzoNobel ist der Hauptpartner der Operation Nachtwache. Darüber hinaus wird diese auch ermöglicht durch die Bennink Foundation, C.L. de Carvalho-Heineken, PACCAR Foundation, Piet van der Slikke & Sandra Swelheim, American Express Foundation, Familie De Rooij, Het AutoBinck Fonds, TBRM Engineering Solutions, Dina & Kjell Johnsen, Familie D. Ermia, Familie M. van Poecke, Bruker Nano Analytics, Henry M. Holterman Fonds, Irma Theodora Fonds, Luca Fonds, Piek-den Hartog Fonds, Stichting Zabawas, Cevat Fonds, Johanna Kast-Michel Fonds, Marjorie & Jeffrey A. Rosen, Stichting Thurkowfonds, The Night Watch Fund, Familie Van Ogtrop Fonds, die Stadt Amsterdam und das Amsterdam Museum.

Zum Foto der Nachtwache:

rijksmuseum.nl/Nightwatch

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