Magical Hackerism („Magischer Hackerismus“) beschäftigt sich mit dem unerlässlichen Hacken von Wirklichkeit sowie mit der Gestaltung einer Vielzahl von Welten. Magical Hackerism ist die Manifestation des Tropical Turn als Geisteshaltung: Die Etymologie des Wortes „Tropen“ geht auf den antiken Glauben zurück, dass sich die Sonne bei den Sonnenwenden umdreht – Tropikós, vom griechischen Wort τροπή, das den Punkt bezeichnet, an dem sich die Dinge wenden.
Abb. oben: courtesy of Savvy Contemporary
Seit Anbeginn der Vorstellungen vom Globus gilt die Eine-Welt-Denkweise als unsere vorherrschende Kosmologie. Eine Kosmologie kann als eine Reihe von Grundsätzen oder als ein Rahmen verstanden werden, welche unser Verständnis des Planeten, unsere Seinsweise und die Art, wie wir uns zueinander verhalten, bestimmen. Folglich sind auch unsere Reaktionen und Verantwortlichkeiten durch Kosmologien und Rahmungen bedingt. Die vorherrschende Kosmologie des Globalismus ist tief verwurzelt in modernen binären Auffassungen des Planeten mit darin verankerten Hierarchien: Natur/Kultur, zivilisiert/wild, West/Ost, der sogenannte globale Norden/Süden. Was immer auf der einen Seite des Striches getan wird, wird anerkannt, während das, was auf der anderen Seite geschieht, unsichtbar gemacht wird. Rechnergestütztes Lösungs- und Optimierungsdenken hat dazu geführt, dass wir Gemeinschaften und Lebenswelten um des Fortschritts und der Zivilisation willen ein homogenisierendes universelles System aufzwingen. Auch die Vision von postkapitalistischen Szenarien entwickelt sich durch und entlang eines einzigen globalen Systems. Wir fragen uns also: Wie weit werden wir gehen, um die Vertikalitäten, die wir bisher praktiziert haben, aufrechtzuerhalten? Es gibt nicht die eine Antwort auf die Komplexitäten unseres Planeten, sondern mehrere. Wie können wir die Art und Weise ändern, wie wir auf die Klimakatastrophe und die (Post-)COVID-19-Realitäten reagieren? Wie können wir eine Vielzahl von Welten und Seinsweisen schaffen?
Bei diesem kollaborativen Experiment kommen die Nachbarräume SAVVY Contemporary & panke.gallery zusammen, um verschiedene Formen von Technologien aus einer Tropikós-Perspektive zu untersuchen, um die Netzwerke von Technologien und kulturellen Imaginationen zu diversifizieren und neu zu verteilen, sowie um zu einem pluriversalen Verständnis des Planeten zu gelangen. Unser Ziel ist es, die vorherrschende Kosmologie der modernen binären Unterteilungen zu verkomplizieren, die vertikale Sichtweise auf unsere natürlichen, künstlichen und hybriden Umgebungen zu durchbrechen und Dialoge zwischen einer Vielzahl von Welten und Kosmologien herzustellen, die aus und durch sich selbst heraus existieren und nicht als Gegensatz zu einem Gegenüber.
Mit Magical Hackerism wollen wir ein pluriversales Verständnis von Technologien anwenden und dadurch die Ressourcen zusammentragen, mit denen sich eine Vielzahl von Realitäten schaffen lässt. Dabei geht es uns um mehr als Anerkennen, es ist die Gelegenheit für ein Neuerkennen: es ist eine Gelegenheit, den grundlegenden Code dessen, von dem wir denken, das es uns zu Menschen macht, neu zu verdrahten. Wir interessieren uns für die Tropismen, die das Leben in Bewegung halten. Trotz einer Existenz, die sich allen Widrig– und Geradlinigkeiten widersetzen und Binaritäten trotzen muss, blühen die Technologien des Lebens auf und überleben die Technologien der Massenverblendung und Dis·Lokation.
AUSSTELLUNGEN
BEI SAVVY Contemporary Reinickendorfer Straße 17 13347 Berlin
ERÖFFNUNG 14.09.2022 19:00
ÖFFNUNGSZEITEN 15.09.–04.11.2022 Donnerstag–Sonntag 14:00–19:00
MIT Aarati Akkapeddi, Theresah Ankomah, Eric Beltrán, Sandra de Berduccy, Shailesh BR, Tania Candiani, Nolan Oswald Dennis, Cian Dayrit & Mark Sanchez, Merv Espina, Jung Hsu & Natalia Rivera, Los Carpinteros, Joiri Minaya, Sheila Nakitende, Vernelle A. A. Noel, Sahej Rahal, Eliécer Salazar, Corinne de San Jose, Juliana dos Santos, Sindicato Virtual de Mods & Club Matryoshka, Cem Sonel, Gabriella Torres-Ferrer, Abel Rodríguez, Wakaliga Uganda
BEI panke.gallery Hof V Gerichtstraße 23 13347 Berlin
ERÖFFNUNG 14.09.2022 19:00
ÖFFNUNGSZEITEN 15.09.–06.11.2022 Mittwoch–Samstag 15:00–19:00
MIT Brian Mackern, Cristóbal Cea, Giselle Beiguelman, Bruno Moreschi & Bernardo Fontes, Gustavo Romano, Fabiola Larios, Liliana Farber, Miyö Van Stenis, Molly Soda, Thiago Herzan
BEI /rosa Rosa-Luxemburg-Straße 35 10178 Berlin
ERÖFFNUNG 16.09.2022 19:00–22:00
ÖFFNUNGSZEITEN 16.09.–06.11.2022 Freitag 15:00–19:00 & Samstag–Sonntag 14:00–19:00
MIT Brian Mackern, Gustavo Romano, Homeostasis Lab, Alcides Martínez Portillo, Mari Nagem, Mariela Yeregui, NETescopio (MEIAC)