Forensic Architecture/Forensis, Initiative 19. Februar Hanau, Initiative in Gedenken an Oury Jalloh.
Abb. oben: FA/Forensis/OGF, 2022. Archival image courtesy Koloniales Bildarchiv, Universitätsbibliothek Frankfurt/Main, A-0ii-6966.
Fast drei Jahre ist es her, dass bei einem rassistischen Terroranschlag in Hanau neun Menschen ermordet wurden. Oury Jalloh verbrannte vor fast achtzehn Jahren in einer Polizeizelle in Dessau. Die Familien und Freund*innen der Opfer und die Überlebenden kämpfen noch immer um Rechenschaft.
Türen sind physische Objekte aber auch soziale Verträge, sie trennen und verbinden verschiedene Bereiche – staatliche, öffentliche oder private. Die Ausstellung zeigt drei Untersuchungen zu jeweils einer Tür und beleuchtet verschiedene Aspekte rassistischer Gewalttaten in Deutschland: In Hanau ist es der versperrte Notausgang der Arena Bar und die Tür des Täterhauses, die die Polizei unzureichend überwacht hat. In Dessau ist es die Tür der Polizeizelle, in der Oury Jalloh verbrannte. Offen, als sie verschlossen hätten sein sollen und versperrt, als sie unversperrt hätten sein müssen – diese Türen verkörpern das Scheitern der sozialen Ordnung. Für ein besseres Verständnis der Situationen rekonstruieren die Untersuchungen den größeren Kontext und verweisen auf das dauerhafte und irritierende Verhältnis zwischen rassistischen Täter*innen und staatlichen Behörden in Deutschland.
Seit der ersten Präsentation im Frankfurter Kunstverein hat Three Doors die anhaltenden Reaktionen auf den Hanauer Terroranschlag in Politik, Gesellschaft und Medien unmittelbar beeinflusst. Nun stellt die Ausstellung mit Führungen und einem öffentlichen Begleitprogramm die Erfahrungen von Angehörigen, Überlebenden und Unterstützer*innen ins Zentrum, um ihre anhaltenden Kämpfe sichtbar zu machen und ein Licht auf tief verwurzelte rassistische Strukturen in Deutschland zu werfen – nur einen Steinwurf vom Deutschen Bundestag entfernt.
Die Ausstellung Three Doors–Forensic Architecture/Forensis, Initiative 19. Februar Hanau, Initiative in Gedenken an Oury Jalloh wurde mit dem Frankfurter Kunstverein co-produziert.
PROGRAMM
15h
Begrüßung
Bernd Scherer
15.15h
Einführung
Deutscher kolonialer Völkermord in Namibia und die Frage nach Reparationen – ein laufender Prozess
Wolfgang Kaleck
15.35h
Präsentation und Q&A
Vorläufige Ergebnisse der in der Gegend rund um den Waterberg durchgeführten Recherchen
Kambanda Veii, Agata Nguyen Chuong, Eyal Weizman
17h
Pause
17.30h
Video-Intervention
Die Entwicklung eines Rechtsrahmens der Wiedergutmachung von Kolonialismus als einzigartiges Verbrechen
Joshua Castellino, mit einer Einführung und Kommentaren von Sarah Imani
18.15h
Diskussion
Deutscher Kolonialismus und Völkermord: Plädoyers für und Verhandlungen eines Reparationsfalls
mit Sima Luipert, Mutjinde Katjiua, Vepuka Kauari, Esther Utji Muinjangue, Mbakumua Hengari, moderiert von John Nakuta
WANN?
Samstag, 5. November bis Freitag, 30. Dezember 2022
WO?
Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin-Tiergarten