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Mittwoch, Mai 1, 2024

Friedrichstadt-Palast Berlin | Buch-Veröffentlichung “Dein Tänzer ist der Tod” von Sabine Schneller

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Ausgehend von externen Forschungsaufträgen, die der Palast 2019 anlässlich des Bühnenjubiläums vergibt, entsteht nach und nach eine Trilogie, die 57 ereignisreiche Jahre der Palastgeschichte von 1933 bis 1990 Revue passieren lässt. Der erste Band “Dein Tänzer ist der Tod” ist am 2. März 2023 im BeBra Verlag erschienen und beschäftigt sich mit der Zeit der NS-Diktatur.

Abb. oben: typgerecht berlin | Foto: ullstein bild

In der über 100-jährigen Bühnengeschichte des heutigen Friedrichstadt-Palast
Berlin ist die NS-Zeit das dunkelste Kapitel: Das 1919 von dem jüdischen Theatergenie Max Reinhardt gegründete Große Schauspielhaus wurde 1934 in “Theater des Volkes” umbenannt und kam unter die direkte Kontrolle von Joseph Goebbelsʼ, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, und der nationalsozialistischen Unterhaltungsorganisation “Kraft durch Freude” (KdF). Bis 1944 war das Haus die größte Propagandabühne des Dritten Reiches. Im Jahr 1947 erhielt es seinen heutigen Namen: Friedrichstadt-Palast.

DEEDS NEWS- Courtesy of Friedrichstadtpalast - Der Palast in Berlin Foto Bernd Brundert
Der Palast in Berlin Foto Bernd Brundert

Die Bühnengeschichte des Palastes begann am 29. November 1919. Anlässlich des Bühnenjubiläums „Ein Jahrhundert Palast“ im Jahr 2019 war es dem Intendanten Dr. Berndt Schmidt ein bedeutendes Anliegen, die Rolle des Hauses während der Zeit des Nationalsozialismus umfassend aufarbeiten zu lassen.

Autorin des ersten Band der Trilogie zur Geschichte des Palastes ist die Historikerin Sabine Schneller. Sie studierte Neuere Geschichte, Soziologie und Publizistik und arbeitet nach langjähriger Tätigkeit in der politischen Erwachsenenbildung als freie Autorin. Zum Kurator der Jubiläumsspielzeit 2019/20 ernannte Intendant Berndt Schmidt den Verwaltungsdirektor und Prokuristen des Palastes, Guido Herrmann, und im Rahmen dieser Aufgabe auch zum Herausgeber der Schriftenreihe.

Sabine Schneller blickt auf die Geschichte: „Seit jeher habe ich mich mit der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte beschäftigt. Das Buch über die NSVergangenheit der größten Theaterbühne der Welt ist für mich ein Herzensprojekt mit besonderer Bedeutung.“

Guido Herrmann: “Da es vermeintlich nur wenige Anhaltspunkte zur Geschichte des Theaters des Volkes gab, entstand das Projekt eines Forschungsauftrages. Aus mühevoll zusammengetragenen Bausteinen ist das Bild einer verdrängten Zeit dieses Berliner Theaters entstanden. Mit seiner Veröffentlichung wird eine dunkle Epoche zurück ins Tageslicht gestellt. Weil das Erinnern nicht rückwärtsgewandt, sondern immer gegenwärtig sein muss.”

Intendant und Geschäftsführer des Palastes, Dr. Berndt Schmidt, betont in seinem Vorwort zu Band 1 die tiefe Verstrickung des Hauses in das NS-Terrorregime: „Als größtes Theater des Reiches haben wir unseren Beitrag dazu geleistet, die Verbrecher und ihre Verbrechen künstlerisch zu bemänteln und zu stützen. Wer mitspielt, ist mitschuldig.“

In seinem Vorwort bezeichnet er die Eigensicht vieler deutscher Theater, Konzerthäuser und Opern nach 1945, sie seien im Dritten Reich „unpolitisch“ gewesen und „hätten inmitten der allgegenwärtigen Barbarei den Humanismus der Klassiker hochgehalten“ als „Schönfärberei“ und meint: „Dieses heuchlerische Theater wirkt nicht selten bis heute nach. Die Wahrheit ist: Deutsche Bühnen stärkten durch ihre Aufführungen die Moral an Front und Heimatfront, wir waren kriegswichtig.“

WAS?

Dein Tänzer ist der Tod.
Das Berliner “Theater des Volkes” im Nationalsozialismus
Autorin: Sabine Schneller
BeBra Verlag
Buch. Hardcover
2023
288 Seiten, 60 s/w-Abbildungen
ISBN 978-3-8148-0262-6
Format (B x L): 17 x 24.3 cm
Gewicht: 844 g

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