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Freitag, April 26, 2024

Weitwinkel | Globale Sammlungsperspektiven | James-Simon-Galerie | ab 29.10.2019

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Heute, am 29.10.2019 um 19 Uhr, startet im Auditorium der James-Simon-Galerie „Weitwinkel – Globale Sammlungsperspektiven“, eine interdisziplinäre Veranstaltungsreihe der Staatlichen Museen zu Berlin. Sie beschäftigt sich in Anlehnung an aktuelle Ausstellungen, Forschungsprojekte und Kooperationen der Staatlichen Museen zu Berlin mit transkulturellen Themen und gesellschaftsrelevanten Fragestellungen. Die Reihe ist kostenfrei zu besuchen und wird nach drei weiteren Terminen 2019 im nächsten Jahr fortgesetzt.

Abb. oben: James-Simon-Galerie, Auditorium, © Ute Zscharnt für David Chipperfield Architects

Wie sind die Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin entstanden und welche Bedeutung haben sie heute in einem globalen Zusammenhang? Wie wird mit Erwerbungen aus der Kolonialzeit umgegangen? Welche kulturübergreifenden Verbindungen und Geschichten verbergen sich hinter den Objekten? Und welche Aufgaben haben Museen in der heutigen Zeit? Anhand von Vorträgen, Podiumsgesprächen und Werkstattberichten befassen sich Kolleg*innen aus den einzelnen Sammlungen sowie internationale Referent*innen mit diesen Fragen und bieten vielfältige Einblicke in ihre Arbeit. Die Zusammenarbeit mit Vertreter*innenn aus Herkunftsgesellschaften spielt dabei ebenso eine Rolle wie das Einbeziehen außereuropäischer zeitgenössischer Positionen im Dialog mit europäischer Kunst. Mit kritischem Blick werden darüber hinaus mögliche Herangehensweisen an die Anliegen unserer Gesellschaft gemeinsam mit dem Publikum reflektiert und diskutiert.

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James-Simon-Galerie, Ansicht von der Terrasse auf Kupfergraben und Lustgarten © Ute Zscharnt für David Chipperfield Architects

Design macht Museum – Überlegungen zu einem globalen Kunstgewerbemuseum

Dienstag, 29. Oktober 2019, 19 Uhr

Im komplexen Diskurs um postkoloniale Museen standen Kunstgewerbemuseen bislang wenig im Fokus, vielleicht weil sie auf den ersten Blick als neutrale Museen oder bislang wenig Veranlassung sahen, sich mit ihrer kolonialen Geschichte auseinanderzusetzen. Dass sie bis heute fast keine angewandte Kunst, Design, Textilien oder Mode aus Afrika und dem restlichen globalen Süden sammeln und ausstellen, liegt daran, dass etwa zeitgleich im 19. Jahrhundert die ethnologischen bzw. völkerkundlichen Museen gegründet wurden. Zu den kolonialen Altlasten der Kunstgewerbemuseen gehört das Implementieren und Fortschreiben jener Klassifikationssysteme, die Design und Mode als ein primär westliches Phänomen charakterisieren. Auch im akademischen Design-Kosmos wurden Gestaltungspraktiken außerhalb der anglo-europäischen Welt bis vor wenigen Jahren weder ernst genommen noch im Diskurs reflektiert. Ebenso wenig wie kritische Fragen nach Gender, sozialer Klasse, Kultur, politischen und ökonomischen Kontexten. Ausgehend von der aktuellen Sonderausstellung „Connecting Afro Futures. Fashion – Hair – Design“ werden tradierte Narrative und Sammlungspraktiken von Design und Mode hinterfragt und Perspektiven für ein globales Kunstgewerbemuseum ausgelotet.

Vortrag in deutscher Sprache mit Claudia Banz (Kunstgewerbemuseum – Staatliche Museen zu Berlin), Begrüßung und Einführung in die Reihe: Christina Haak (stellvertretende Direktorin Staatliche Museen zu Berlin)

Dauer: ca. 60 Minuten

Museen und die Islamdebatte – wie politisch sind Kulturinstitutionen?

Samstag, 23. November 2019, 18 Uhr

Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt die Frage, wie eine diverse, durch Migration geprägte Gesellschaft gestaltet werden kann, die innenpolitische Debatte. Besonders im Fokus stehen dabei Muslime. Mehr und mehr scheinen sich die Fronten zu verhärten und diejenigen, die Ängste vor „dem Islam“ schüren, gewinnen an Macht – die jüngsten Wahlergebnisse liefern darüber Zeugnis ab. Museen und Sammlungen islamischer Kunst stehen daher vor der Frage, wie politisch sie in der heutigen Situation sein müssen. Inwieweit fällt ihnen die Aufgabe zu, gesellschaftlichen Wandel mit einer klaren Haltung mitzugestalten? Wie können sie aus ihren Sammlungen heraus Inhalte entwickeln, die Antworten auf die Fragen einer sich wandelnden Gesellschaft geben? Welche Formate eignen sich dafür? Und wie können sie der Gefahr entgegnen, nicht für die muslimische Minderheit zu sprechen, sondern dieser eine Stimme zu geben?

Podiumsgespräch in englischer Sprache mit Massumeh Farhad (Arthur M. Sackler Gallery and Freer Gallery of Art, Washington), Lamya Kaddor (Universität Duisburg-Essen), Yannick Linz (Louvre Museum, Paris) und Stefan Weber (Museum für Islamische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin), Moderation: Reinhard Fischer (Berliner Landeszentrale für politische Bildung)

Dauer: ca. 90 Minuten

Tansania – Deutschland: Geteilte Objektgeschichten? – ein Werkstattbericht

Dienstag, 26. November 2019, 18 Uhr

Was macht (postkoloniale) Provenienzforschung in sogenannten ethnologischen Sammlungen aus? Im Forschungsprojekt „Tansania/Deutschland: Geteilte Objektgeschichten?“ am Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin wird u.a. dieser Fragestellung nachgegangen. Ausgangspunkt bilden ausgewählte Objekte und Objektgruppen der mehr als 10.200 Objekte umfassenden Sammlungen aus dem heute festländischen Tansania. Deren größter Teil gelangte während der gewaltförmigen deutschen kolonialen Expansion und Herrschaft in Ostafrika nach Berlin. Die Prozesse der Aneignung waren so komplex wie die koloniale Situation selbst. Im Werkstattbericht werden die im Projekt erprobten kooperativen Formate mit tansanischen Wissenschaftler*innen, Expert*innen und Künstler*innen beleuchtet, Ergebnisse der Recherchen in Form objektbiografischer Fragmente vorgestellt und sich folgender Fragen gewidmet: Wie können wir mit den kolonialen Archiven als Quellen arbeiten und diese gegen den Strich lesen? Inwiefern läuft auch eine kooperativ angedachte Provenienzforschung Gefahr, zum Teil kolonial begründete Imaginationen und Wissensordnungen zu reproduzieren – gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über Restitution, Provenienzforschung und Kooperation mit sogenannten Herkunftsgesellschaften?

Werkstattbericht in deutscher Sprache mit Kristin Weber-Sinn (Ethnologisches Museum – Staatliche Museen zu Berlin)

Dauer: ca. 60 Minuten

The Concept of Your Interpretation – Challenging the Colonial Archive through Art and Research

Welche Geschichten können koloniale Sammlungen erzählen? Welche Zukunftsvisionen können mit ihnen entwickelt werden? Im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der Museums Association of Namibia (MAN) und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz waren seit Frühjahr 2019 mehrere Forscher*innen aus Namibia zu Gast im Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin. Gemeinsam mit dem Wissenschaftler*innenteam des Museums untersuchten sie die rund 1.400 Objekte der Namibia-Sammlung im Hinblick auf ihre Geschichte, Bedeutung und ihre künstlerischen Potenziale. Cynthia Schimming hat ihre Expertise als Modehistorikerin und -designerin und die Erfahrungen ihrer Herero Familie in diesen Forschungsprozess eingebracht und eine Kunstinstallation geschaffen, die sowohl zurück in die koloniale Vergangenheit als auch nach vorne in eine kreative Zukunft blickt. Ihr Werk setzt sich mit den Traumata von kolonialer Gewalt und Genozid auseinander. Es begreift die Sammlung aber auch als Archiv namibischen Kunsthandwerks und Designs und verwebt historische Erfahrungen mit einer selbstbewussten Neupositionierung in der postkolonialen Gegenwart. Im Podiumsgespräch gibt sie Einblick in ihren künstlerischen Forschungsprozess und stellt das Kunstwerk vor, welches im Humboldt Forum präsentiert werden wird.

Podiumsgespräch in englischer Sprache mit Cynthia Schimming (Museums Association of Namibia) und Julia Binter (Ethnologisches Museum – Staatliche Museen zu Berlin)

Dauer: ca. 60 Minuten

Die Reihe wird 2020 fortgesetzt.

Weiterführende Informationen und aktuelle Termine: www.smb.museum/weitwinkel

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