© Joshua Citarella, Choose Your Future, 2021, Still von der Webseite; Courtesy der Künstler.
Das sechsmonatige Online-Programm Open Secret (16. Juli – 31. Dezember 21) untersucht die Rolle des Verborgenen in unserer scheinbar offenen Gesellschaft. Monatlich werden neue Beiträge auf der Website opensecret.kw-berlin.de veröffentlicht, die Kunst, Automatisierung, Politik und neue Formen des Austauschs zusammenbringt. Das Webdesign wurde von Sometimes Always entworfen und wird ab dem 16. Juli 2021 verfügbar sein.
Informationstechnologien sollen Unwissen und Aberglaube bekämpfen, indem sie Wissen zugänglich und die Welt verständlich machen. Bisweilen scheint es jedoch, als seien wir in ein neues dunkles Zeitalter aus Blackboxen eingetreten. In der Informatik bezeichnet der Begriff Blackbox eine Soft- oder Hardware, die ausschließlich über eine Schnittstelle kommuniziert. Ihre inneren Abläufe bleiben dabei verborgen. Ihre Funktionsweise ist daher nur teilweise nachvollziehbar, ihre Wirkung jedoch einfach zu beobachten.
Bemühungen, diese Wirkung zu greifen, erzeugen Verlangen, Enttäuschung und Unsicherheit. Beim Versuch, durch eine Landschaft rätselhafter Maschinen zu navigieren und das Leben zu leben, das diese für uns schaffen, bedienen wir uns unzureichender Mittel – wir projizieren Wünsche, Unsicherheiten und Möglichkeiten auf sie, denn unsere Kultur fetischisiert das Verborgene, das Unzugängliche, das bekannte Unbekannte.
Open Secret nimmt sich dieser Thematik in zahlreichen Auftragsarbeiten und einer Reihe von Essays führender Denker:innen an. Ab dem 16. Juli 2021 werden monatlich neue Beiträge veröffentlicht. Die künstlerischen Arbeiten bestehen unter anderem aus Algorithmen, Bots und Webseiten, während sich die Essays mit Themen wie Geheimnissen, Sichtbarkeit, Zugang und Exklusion beschäftigen.
Das Projekt umfasst zudem Vermittlungsformate, die jene digitalen Infrastrukturen, nach denen gesellschaftliches Leben organisiert ist, einer kritischen Neubewertung unterziehen. Die hybriden Online-Offline-Formate entstehen in Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Gesprächspartner*innen, die ihre Erfahrungen aus zeitgenössischer Kultur, Technologie, Bildung und Barrierefreiheit einbringen. Zu den zentralen institutionellen Partner*innen zählen das Jugendgremium Schattenmuseum, MOTIF (Katrin Fritsch und Helene von Schwichow) und die AURORA School for ARtists. Eine Reihe von Expert*innen begleiten das Programm in beratender Funktion, darunter Maithu Bùi, Ramak Molavi Vasse’i, Konstanze Schütze und Dirk Sorge, sowie Kunstvermittler*innen und Mitglieder des Teams der KW. Die zunächst privat abgehaltenen Meetings werden gegen Ende des Projekts auf der Projektwebseite veröffentlicht.
Als Teil der fortlaufenden Bemühungen der KW, die Barrierefreiheit ihrer Online-Angebote zu verbessern, werden auf der Open Secret-Webseite zu jedem Beitrag und jedem Projekt Kurzvideos in International Sign veröffentlicht. Die Videos folgen dem Konzept von Open Secret. Sie stellen nicht nur ein weiteres Medium dar, sondern bieten zusätzliche Inhalte an. Auf diese Weise machen sie den Widerspruch zwischen der Notwendigkeit der physischen Präsenz des/der Dolmetscher:in und dem Widerstand gegen Gesichtserkennungs-Algorithmen sichtbar. Die Webseite enthält außerdem ein Glossar mit Kurztexten zu Fachbegriffen aus Technologie, Kunst, Ökonomie und digitaler Kultur. Das Glossar wird laufend aktualisiert und schließlich als ein alternativer Reader das Projekt begleiten. Es will keine ‚neutrale‘ Definition der in ihm enthaltenen Begriffe vorgeben, sondern einen subjektiven Kommentar aus den unterschiedlichen Positionen und Perspektiven der Beitragenden anbieten.
Eröffnungsveranstaltung:
Open Secret – The New Extractivism, and Escaping the Clearnet
Mit Vladan Joler, Caroline Busta und Nadim Samman
16. Juli 21, 21:30 Uhr
WO? KW Innenhof
Eine neue Form von Extraktivismus bestimmt das Leben im 21. Jahrhundert. Sie reicht bis in die entlegensten Ecken der Biosphäre und die tiefsten Schichten des kognitiven und affektiven menschlichen Seins. Die Bestandteile heutiger technologischer Systeme gehen weit über Datenmodellierung, Hardware, Server und Netzwerke hinaus. Sie wirken bis in die Sphären von Kapital, Arbeit und Natur hinein und beanspruchen beträchtliche Mengen dieser Ressourcen. Vladan Jolers neue Auftragsarbeit versammelt verschiedene Vorstellungen und Bilder dieses neuen Extraktivismus. Zusammen bilden sie den Entwurf eines maschinenartigen Überbaus – einer Superallegorie, welche die ganze Welt umfasst.
Ausgehend von ihrem Essay für Open Secret untersucht die Autorin und Kritikerin Caroline Busta die Möglichkeiten eines Web 3.0. Am Rande des ‚Clearnets‘, also jener Teils des Internets, der öffentlich zugänglich ist, beginnt der finstere Wald. In dieser Schattenwelt finden Künstler*innen Zuflucht – einen kreativen Ort jenseits von Tracking, Trolling, Hypes und vorformatierten ‚sozialen‘ Erfahrungen. Was lässt sich daraus lernen?
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