1967 begann unsere Gegenwart: Die Moderne, die mit gleichen Häusern, Möbeln und Rechten für alle alles sortieren zu können glaubte, wurde verabschiedet, es entstand eine neue, bizarre, exzentrische Welt. Architekt*innen erklärten den Vergnügungspark zur idealen Stadt, Designer*innen befreiten sich vom guten Geschmack, an die Stelle der Systemkämpfe trat der Kampf um Selbstverwirklichung. Neue Medien synchronisierten den Globus, Bilder wurden zur Bühne, auf der um Stil und Anerkennung gerungen wurde. Zu diesem umfassenden Thema zeigt die Bundeskunsthalle in Bonn ab 29. September 2023 die Ausstellung ALLES AUF EINMAL – DIE POSTMODERNE, 1967-1992.
Abb. oben: postmoderne-0019 Ettore Sottsass, Der Planet als Fest: Studie für einen Spender von Weihrauch, LSD, Marihuana, Opium, Lachgas, Projekt (Perspektive), 1972–1973, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Museum für Moderne Kunst / Scala, Florenz
Die Ausstellung erzählt vom Beginn der Informationsgesellschaft, von der Entfesselung der Finanzmärkte, von der großen Zeit der Subkulturen, von Disco, Punk und Techno-Pop, Schulterpolstern und Memphis-Möbeln sowie vom Boom der Kulturtempel, dem die Ausstellung ihr größtes Exponat verdankt, die Bundeskunsthalle selbst. Als sie 1992 eröffnet wurde, war der Kalte Krieg zu Ende, und Francis Fukuyama erklärte in seinem berühmten Buch „das Ende der Geschichte“.
Heute ist klar, dass die Geschichte weiter ging, und auch um die Postmoderne wird wieder gestritten: Ihr wurde die Schuld gegeben am Wahlsieg Donald Trumps, und die Ideologen des Kremls wettern schon lange gegen die postmodernen Freiheiten. Gleich-zeitig haben die Sozialen Medien eine Renaissance postmoderner Ästhetik befördert. Designer*innen und Architekt*innen begeistern sich neu für postmoderne Ideen von Vielfalt, Widersprüchlichkeit und Dezentralisierung.
In einer Zeit aufflammender Kulturkämpfe hält die Ausstellung der Gegenwart einen Spiegel vor, der zur Richtungsbestimmung dient: Schon einmal warfen neue Medien alle Sicherheiten um, schon einmal entstanden aus Depression und Unsicherheit künstlerische Wagnisse und eine vielfältigere Gesellschaft. In einer Inszenierung durch die post-modernen Architektur- und Design-Größen Nigel Coates und Neville Brody führt die Ausstellung chronologisch durch alles, was zwischen 1967 und 1992 den Ton angab: Filme, Mode, Kunst, Design, Architektur, Technik und Musik. Künstler*innen wie Jenny Holzer oder Jean-Paul Goude haben historische Arbeiten eigens für die Ausstellung neu inszeniert.
Mit Arbeiten von
Pedro Almodóvar – Ant Farm – Apple Macintosh – Martine Bedin – Ricardo Bofill – Neville Brody – Judith Butler – David Byrne – Lucinda Childs – Nigel Coates – Combahee River Collective – Comme des Garçons – Coop Himmelb(l)au – Gilles Deleuze – Jacques Derrida – Peter Eisenman – Michel Foucault – Francis Fukuyama – Jean Paul Gaultier – Frank Gehry – General Idea – Jean-Paul Goude – Michael Graves – David Hockney – Hans Hollein – Jenny Holzer – Arata Isozaki – Frederic Jameson – Charles Jencks – Alejandro Jodorowsky – Philipp Johnson – Grace Jones – Rem Koolhaas – Kengo Kuma – Karl Lagerfeld – Louise Lawler – Michael Mann –Martin Margiela – Gordon Matta-Clark – Richard Meier – Alessandro Mendini – Issey Miyake – Claude Montana – Charles Moore – MOSCHINO – Nam June Paik – Nathalie Du Pasquier – Gustav Peichl – Gaetano Pesce – Renzo Piano – Paco Rabanne – Aldo Rossi – Ed Ruscha – Denise Scott Brown – Cindy Sherman – SITE – Thomas Gordon Smith – Ettore Sottsass – James Stirling – Studio 65 – Sturtevant – Stanley Tigerman – U.S.A. For Africa – Oswald Mathias Ungers – Robert Venturi – Roger Vadim – Gianni Versace – Madelon Vriesendorp – Andy Warhol – Vivienne Westwood – James Wines – Harumi Yamaguchi u.v.m.
WO?
Bundeskunsthalle
Museumsmeile Bonn
Helmut-Kohl-Allee 4
53113 Bonn
WANN?
Freitag, 29. September 2023 bis Sonntag, 28. Januar 2024
Di + Do-So 10:00-19:00 Uhr
Mi 10:00-21:00 Uhr
Mo geschlossen