Ab 21. November widmet sich das Lehnbachhaus München den Pariser Jahren (1954-1967) des deutschen Malers und Grafikers Günter Fruhtrunk. Die Ausstellung beleuchtet seine brisante Lebens- und Arbeitsphase im Kontext der französisch-deutschen Kunstbeziehungen der 1950er und 60er Jahre. Zeitgleich präsentiert das Kunstmuseum Bonn eine Günter-Fruhtrunk-Retrospektive, die später im Museum Wiesbaden zu sehen sein wird.
Abb. oben: Günter Fruhtrunk, Umkehrende Reihe, Étude No 4, 1962/1963, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Foto / Photo: Lenbachhaus © VG Bild-Kunst Bonn, 2022
1981 erscheint eine berühmt gewordene Karikatur im Magazin „Stern“: Bundeskanzler Helmut Schmidt, mitten im Ost-West-Konflikt, sitzt, zwischen Wodka und Cola, im Kanzlerbungalow auf dem Sofa – unter einem Gemälde von Günter Fruhtrunk. Ein Jahr vor seinem Tod gilt der Münchner Akademieprofessor Fruhtrunk als ein führender bundesrepublikanischer Vertreter der konkreten Kunst. Sein Entwurf für die Aldi-Nord Tüte besticht durch seine unverbindliche Prägnanz – und bleibt nicht umsonst deutsche Design-Ikone.
Dabei hatte Fruhtrunks Karriere Jahrzehnte zuvor in Frankreich begonnen: Von der französischen Besatzungszone aus, während der frühen 1950er Jahre, setzt er alles daran, um in Paris, inmitten der innovativsten Vertreter einer gegenstandsbefreiten Malerei, seine eigene Form zu finden. Die Übersiedlung gelingt ihm 1954, er bleibt bis zu seiner Berufung nach München 1967 und darüber hinaus. Mit äußerster Präzision und Geduld entwickelt er Bilder, die frei sein sollen von den persönlichen oder interpretatorischen Ansprüchen des Künstlers, die nur „artikulierte chromatische Textur mit höchster Lichtkraft“ darstellen wollen. Es geht ihm um nichts weniger als das „Freisein des Sehens“.
Unterstützt wird er von einflussreichen Veteranen der Vorkriegsavantgarde, vertreten wird er von der Galerie Denise René, in der die kompromisslosesten Bannerträger einer konstruktiven Abstraktion versammelt sind. Unermüdlich erweitert Fruhtrunk sein transnationales Netzwerk von Künstler*innen, Kritiker*innen, Philosoph*innen, Galerist*innen. Seine ersten Einzelausstellungen finden in Paris, Mailand und Marseille statt, von Frankreich aus erschließt er sich ein deutsches Publikum.
Die Ausstellung widmet sich dieser brisanten Lebens- und Arbeitsphase Fruhtrunks im Kontext der französisch-deutschen Kunstbeziehungen der 1950er und 60er Jahre. Ca. 40 Werke, mit denen er sich seinerzeit der Öffentlichkeit präsentierte, machen deren Seherlebnis nachvollziehbar.
WO?
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Luisenstraße 33
80333 München
WANN?
Dienstag bis Sonntag und feiertags: 10–18 Uhr
Donnerstag: 10–20 Uhr
Montag: geschlossen
KOSTET?
Regulär: 10 Euro
Ermäßigt: 5 Euro
Der Audioguide ist im Preis inbegriffen.
Jeden ersten Donnerstag im Monat
von 18 bis 22 Uhr freier Eintritt