Die Deutschen sind im Jahr 2018 laut dem aktuellen „The Art Market Report 2019“ in Sachen Kunstkauf von Platz 5 auf Platz 6 in der Welt zurückgefallen. Nun klingt Platz 6 immer noch nicht so schlecht. Betrachtet man allerdings die absoluten Marktanteile, so liegen diese gerade einmal bei fast 1 %. Die Briten kommen auf 21 %, selbst die Franzosen sind sechs Mal stärker engagiert in Sachen Kunstkauf als die Deutschen.
Woran liegt es, dass das Land der Dichter und Denker hier so schwächelt? Am Geld kann es nicht liegen. 10 % der Bevölkerung nennen ein Vermögen von über 640.000 EUR ihr Eigen und 40 % bringen es immerhin noch auf über 100.000 EUR. Mit einem Bruchteil solcher Vermögen ließen sich bereits wunderbare Werke erwerben.
Setzen wir vielleicht die Prioritäten falsch? Warum treibt es die Menschen an Tagen wie dem Gallery Weekend zu tausenden in die Galerie-Quartiere, und warum nicht an jedem anderen Wochenende ebenso? Der Eintrittspreis in die Galerien ist derselbe – nämlich keiner (0 EUR) – und das Angebot ist stets auf hohem Niveau. Existieren vielleicht Schwellenängste bei Kunstinteressierten? Und wenn ja, warum? Bauen Galerist*innen einen Anschein der Unnahbarkeit auf? Ist die Kunstszene zu verkopft oder vermeintlich zu elitär? Fragen über Fragen, denen sich DEEDS widmen und ihnen auf den Grund gehen wird.
Denn es geht um viel. Es geht um eine ganze Generation junger Künstler*innen, aber auch junger Galerist*innen, die in eine düstere Zukunft blicken, wenn wir hier keine Trendwende schaffen. Noch düsterer, das ist zumindest unsere Meinung, sind die nicht abzusehenden gesellschaftlichen Konsequenzen. Kämpfen Sie mit uns für die Kunst und beteiligen Sie sich aktiv am Diskurs, zum Beispiel jetzt gleich durch ein Statement (siehe unten). Auf den Titel von Ausgabe No. 3 der Kunstzeitung DEEDS.NEWS zum Gallery Weekend 2019 hat es dieses relevante Thema schon geschafft.
Kunst ist so wichtig, für uns als Individuum und unsere Gesellschaft im Allgemeinen, das es sich mehr als lohnt, für sie zu kämpfen. Denn Kunst bringt das Beste in uns zum Vorschein. Sie öffnet ein Fenster in eine neue Welt. Oder wie Picasso sagte: Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.
Welche wichtigen Funktionen erfüllt Kunst?
Kreativität und das Erschaffen von Kunst ist menschlich
Das Erschaffen von Kunst ist dem Menschen eigen. Sie ist Ursprung seiner Kreativität. Angeblich sind Maschinen, im Besonderen KI (künstliche Intelligenz), nicht in der Lage, eigenständig kreativ zu sein. KI kann zwar auf gigantische Datenbanken mit unzähligen Informationen zugreifen und in einer Art Querschnitt das Wesen von Kunst, Literatur, Musik, etc. errechnen, um daraus eigenständige Werke zu schaffen. Aber nicht selbst erschaffen. Sollte dies so stimmen, ist das Erschaffen von Kunst unser Unterscheidungsmerkmal von Menschen zu Maschinen.
Kunst spiegelt die Gesellschaft
Kunst entsteht auf Basis von Erfahrungen, Erlebnissen in einer bestimmten Zeit. Sie reflektiert persönliche Eindrücke und Erfahrungen, zeigt Stimmungen und Tendenzen, Haltungen und Gründe für den Fortgang der Geschichte.
Kunst als Zeitmaschine
Kunst entsteht auf Basis von Erfahrungen, Erlebnissen in einer bestimmten Zeit, jedoch diese überdauernd. Kunst bildet so Verbindungen zwischen Menschen im Gegenwärtigen, und ermöglicht Brücken in die Vergangenheit. Kunst definiert und erschafft unser Sein, zeigt auf, wer wir momentan sind, wo wir als Gesellschaft stehen, woher wir kamen und wie wir zukünftig leben wollen.
Erweiterung der Welt über die Realität hinaus
Kreativität überschreitet mit Hilfe der Phantasie die Grenzen unserer Realität. Sie schafft Welten jenseits unseres Erfahrungshorizonts und macht so neue Entwicklungen möglich.
Kunst – ein interkulturelles Verständigungsmittel
Kunst ist ein Medium, dass keiner Worte bedarf. Es hat eine eigene Sprache, die unabhängig von gesprochenen Sprachen funktioniert. Die ihr immanenten Botschaften werden visuell übermittelt und werden begreifbar durch das Auslösen von Empfindungen im Betrachter.
Ein Kunstwerk – eine Position?
Kunst lehrt uns, eine Position einzunehmen, sie zu vertreten, zu verteidigen und darüber zu streiten. Sie lehrt uns auch, anzuerkennen und anzunehmen, dass es viele verschiedenen Positionen gibt. Das Vertreten dieser unterschiedlichen Positionen bietet die Basis für konstruktive Auseinandersetzungen mit interkulturellen Meinungen und Standpunkten. Daraus kann eine Neujustierung der eigenen Haltung resultieren.
Kunst als Sandbox
Kunst ist Selbstzweck. Sie muss nicht sinnstiftend sein oder auf Verständnis stoßen. Vielleicht sind die Zeiten einfach noch nicht soweit und es dauert noch Generationen, bis die Haltung für das Verständnis vorhanden ist. Kunst eröffnet Möglichkeiten zu experimentieren. Dies darf in einem freien Raum geschehen, es muss nicht zwingend Bezug nehmen auf Vorhandenes.
Kunst als Spaßfaktor
Kunst zu schaffen kann Vergnügen bereiten. Kunst zu konsumieren kann Vergnügen bereiten. Erkennen wir an, dass es ein legitimer Part der vielfältigen Emotionen ist, die mit Kunst in Verbindung stehen: Erstaunen, Bewunderung, Ehrfurcht, Hohn, Geringschätzung, Anerkennung, Ablehnung, Wut Trauer, Belustigung, Freude, Reflexion, Inspiration, usw.
Kunst als Markt
Kunst schafft einen eigenständigen Markt und gigantischen Wirtschaftskreislauf. Sie erschafft zahllose Arbeitsplätze in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen. Künstler*innen, Galerist*innen, Kunsthändler*innen, Zuliefer*innen, Logistiker*innen, Auktionshäuser, Museen, Archive, Kunstverlage etc pp.
Kunst als Wissensspeicher
Ohne die Verwendung von Sprache gelingt es der Kunst, Erfahrungen, Empfindungen, Emotionen, Werte etc. über Jahrhunderte zu transportieren und zu vermitteln.
Kunst und Ästhetik (von hanus)
Wenn ich ein ästhetisches Kunstwerk betrachte, so lädt mich dies mit positiver Energie auf. Die Freude über das Können der Künstlerinnen und Künstler und die Harmonie von Gestaltung erfüllen mich.
Kunst ist Inspiration (von Fräulein Kunst)
Es ist für mich etwas einzigartiges, durch den Anblick eines Kunstwerkes auch ein Stück weit in die Gedankenwelt des Künstlers eintauchen zu dürfen. Es ist wie ein Staffellauf. Der Künstler gibt seine Inspiration (den bildlichen Staffelstab) weiter an mich und ich trage ihn weiter. Ich erzähle anderen davon, oder lasse mich für eigenes Schaffen inspirieren.
Wir laden Sie herzlich dazu ein, Ihre persönliche wichtige Funktion der Kunst mit uns zu teilen. Senden Sie uns diese an post@artatberlin.com und wir veröffentlichen Ihr Statement hier im Beitrag unter Angabe Ihres Namens oder Nicknames.